All language subtitles for Agent 566 (1-3) - Regarder le documentaire complet_2

EINE PRODUKTION VON
THE TRUE STORY

ALLE AUSSAGEN AUS DEM
PROZESS GEGEN ELI COHEN

BERUHEN AUF ECHTEN PROTOKOLLEN

AUS VERSCHIEDENEN QUELLEN
IN ISRAEL UND SYRIEN.

Im Namen des arabischen
Volkes von Syrien,

verhängt dieses Sondermilitärgericht
das Todesurteil

gegen Eliyahu,
Sohn von Shaul Gindi Cohen

aus Tel Aviv,
im besetzten Palästina.

MÄRTYRERPLATZ
SYRIEN, 1965

Ich verkrafte es bis heute nicht,
mir dieses Foto anzusehen.

Den eigenen Vater so zu sehen,
ist unerträglich.

Sie folterten ihn mit Elektroschocks
an Gesicht und Mund.

Er ging in den Tod,
ohne seine Kinder gekannt zu haben.

Wie konnten wir nicht erkennen,
dass er in Gefahr war,

und ihn warnen, damit er
rechtzeitig verschwinden konnte?

Es war ein traumatisches Erlebnis,

den eigenen Bruder
so am Seil baumeln zu sehen.

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht,
den Fall "Eli Cohen" aufzuklären.

ELI COHEN - AGENT 566

REGIE & DREHBUCH:
LIORA AMIR BARMATZ, EYAL TAVOR

SCHNITT:
GIL IZACKOV

KAMERA:
RAM LEE-TAL

ORIGINALMUSIK:
AVI BELLELI

GRAFIKDESIGN & ANIMATION:
DOTAN GOLDWASSER

CHEFREDAKTION & PRODUKTION:
ITAY LANDSBERG NEVO

Eli Cohen, in den letzten Momenten
seines Lebens,

kurz vor der Urteilsverkündung
in Damaskus, 1965.

Filmmaterial aus dem syrischen TV,
von Mossad-Kameras abgefilmt.

Cohen beantwortet einige Fragen der
Richter wahrheitsgetreu, andere nicht.

Um der Geschichte willen?
Seiner Familie zuliebe?

Im Namen des syrischen Volkes eröffnet
das Sondermilitärgericht den Prozess.

PROTOKOLL DES SYRISCHEN
MILITÄRGERICHTS
1. Sitzung - März 1965

Angeklagt ist der als Kamel Amin
Thabet bekannte zionistische Spion.

Wie heißen Sie?
- Mein Name ist Eliyahu Cohen.

Lauter!
- Mein Name ist Eliyahu Cohen.

Und die Namen Ihrer Eltern?
- Shaul und Sofia Cohen.

Geburtsjahr, Cohen?
- 1924.

Sie sind der Spionage angeklagt.

Und des Verrats am arabischen Volk.

Ich bin kein Verräter.
Ich bin ein Botschafter.

BRIEF, DEN ELI COHEN AN SEINE FAMILIE
SCHREIBEN MUSSTE, 19. MAI 1965

"Liebe Nadia, liebe Kinder, ich wurde
zur Spionage gezwungen,

auf Druck der israelischen Behörden
und da ich keine andere Arbeit hatte.

Nun erfahre ich am eigenen Leib,
wie es einem Aggressor ergeht.

Passt auf, damit es euch
nicht auch so ergeht."

UND GOTT WIRD
SEINE MÖRDER RICHTEN

"Denn das Ende des Lebens
kann sehr bitter sein."

HAUPTQUARTIER DES SYRISCHEN
GRENZKOMMANDOS, QUNEITRA

Über Jahre hinweg
baute das Ansehen des Mossad

auf Leuten wie Eli Cohen auf.

Eli erreichte sein Ziel.

EHEMALIGER LEITER
DES MOSSAD

Er drang ins Herz der Finsternis vor,
bis an die richtige Stelle,

trug die Sicherheit Israels
auf seinen Schultern. Allein.

Ich habe keine Ahnung, wer er
wirklich war unter seinem Deckmantel.

TOCHTER VON ELI COHEN

Anfangs habe ich viel gefragt,

aber ich bekam nur Heldensagen
zu hören, da ließ ich es sein.

Es war nicht er.

Woher kommen Sie? - Meine Eltern
stammen aus Aleppo in Syrien.

PROTOKOLL DES
SYRISCHEN MILITÄRGERICHTS

Sie heirateten in Kairo
und zogen nach Alexandria,

wo ich am 6. Dezember 1924
geboren wurde.

Ich habe zwei Schwestern
und fünf Brüder.

Wer sind Ihre Geschwister?

Odette, die älteste, ist verheiratet.
Sie lebt in Bat Yam.

Mein Bruder Morris
arbeitet bei der Post.

Dann kommen Ezrah, verheiratet,
Sarah, Zion und Ephraim.

Und dann Abraham, der jüngste.

ALEXANDRIA, ÄGYPTEN

Mutter erzählte mir
von seiner Kindheit.

TOCHTER VON
ELIS SCHWESTER SARAH

Im kulturreichen Alexandria gingen
sie auf eine französische Schule.

Zu Hause sprachen sie
alle möglichen Sprachen,

unter anderem Arabisch
und Französisch.

BRUDER VON ELI

Manchmal sprachen sie
drei Sprachen in einem Satz.

Eli war extrem sprachbegabt,
schon als kleiner Junge in Ägypten.

Er hatte viele Freunde,
Sinn für Humor, er war gesellig

und stets von Freunden umringt.

Schon von klein auf war Eli in allem,
was er anfing, überragend.

Hiermit erklären wir

die Gründung eines jüdischen
Staates im Land Israel:

den Staat Israel.

Ihre Familie verließ 1950 Ägypten.

Warum gingen Sie nicht
mit ihnen?

Meine Geschwister waren begeistert,
aber ich war nicht interessiert.

Warum nicht? - Das Leben dort
war ein einziger Kampf.

Im Radio hörte ich,
dass es keine Arbeit gab.

Nichts zu essen und zu trinken.

Wo gab es nichts zu essen und zu
trinken? - Im besetzten Palästina.

Ich blieb in Alexandria und arbeitete
als Manager im Modegeschäft Clarks.

Sie wollten ihn mitnehmen, aber er
sagte, er würde dort gebraucht.

Eli blieb nach unserer Abreise
acht weitere Jahre in Ägypten.

Ich war drei Jahre alt, als wir
Ägypten Ende 1949 verließen.

Ich wuchs mit all der Sorge
um Elis Schicksal auf.

Eli verschweigt den Richtern
seine Aktivität

im pro-israelischen
Untergrund in Ägypten.

In seiner Bewerbung
für den Mossad schreibt er:

"Ich half Juden,
nach Israel zu gelangen.

Ich selbst konnte nicht ausreisen,
da ich auf der schwarzen Liste stand.

Die Geheimpolizei observierte mich,

ich brach den Kontakt
zu jüdischen Freunden ab."

ANFÜHRER DER UNTERGRUNDGRUPPE
IN ALEXANDRIA

"Shmuel Azar wurde vom Mossad
angeworben, und ich half ihm."

DEMONSTRATIONEN GEGEN DAS
BRITISCHE MANDAT, ÄGYPTEN, 1952

Wegen der heftigen Proteste
gegen das britische Mandat,

Anfang der 1950er Jahre
in Ägypten, befürchtete Israel,

dass der Abzug Großbritanniens

die Region
destabilisieren könnte.

Der israelische Geheimdienst
rekrutierte junge Juden in Ägypten

für eine Untergrundeinheit,

um Anschläge auf westliche
Einrichtungen zu verüben

und den Verdacht
auf die Ägypter zu lenken.

Eli half dem Anführer der
Untergrundgruppe, Shmuel Azar.

Er mietete eine Wohnung für Partys,
als Tarnung für geheime Treffen.

Wir hatten ein Safehouse
in Ägypten für unsere Operationen.

UNTERGRUNDKÄMPFER
IN ALEXANDRIA

Dort bunkerten wir Waffen
und alle möglichen Dinge.

Wir sorgten dafür,

dass Eli nie in unsere Aktivitäten
verwickelt wurde.

Und er setzte nie
einen Fuß in die Wohnung.

Der Untergrund platziert eine
selbstgebaute Bombe in einem Kino.

Sie explodierte vorzeitig
und die Gruppe flog auf.

Die Operation wurde
zur "Unangenehmen Affäre".

Shmuel Azar und Moshe Marzouk
wurden gehängt.

Die anderen
kamen ins Gefängnis.

Robert Dassa wurde
zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Während unseres Verhörs sagten wir,

dass Eli Cohen nichts
über diese Operation wusste.

Ich habe das Prozessprotokoll.

Darin sagte ein ägyptischer verdeckter
Ermittler zu Elis Gunsten aus.

Er sagte: "Ich habe Eli lange Zeit
observiert.

Ich wusste, dass er
mit Shmuel Azar befreundet war,

aber wir fanden keinerlei
Beweise für seine Beteiligung

an den Terroranschlägen
in Ägypten."

Cohen wurde verhaftet.

Vielleicht blieb er nur dank seiner
Überzeugungskraft verschont.

Seine Untergrundtätigkeit setzte er

mit James Halifax,
einem Reedereibesitzer, fort.

Gemeinsam schmuggelten sie
Waffen und Munition

vom El Alamein-Schlachtfeld
in Ägypten nach Israel.

Mit Geld, das Eli beschaffte,
kauften sie die Waffen und Munition

und verschifften sie
von Alexandria nach Beirut,

als zivile Fracht getarnt.

SINAI-FELDZUG, 1956

Wurden Sie je vom ägyptischen
Geheimdienst verhaftet?

Ja, ich und viele andere Juden
während des Sinai-Feldzugs.

VERTRIEBENE AUS ÄGYPTEN
KOMMEN IN ISRAEL AN, 1957

Man schickte uns
mit dem Schiff nach Italien.

Von dort gelangte ich nach Israel.

75 neue Einwanderer
aus Ägypten kamen

mit einem Sonderflug der EL AL
aus Athen am Flughafen Lod an.

Sie berichteten, dass die Juden
in Kairo unter Hausarrest stehen,

und die Polizei sie zu verschiedenen
Zeiten zum Verhör holte.

In Israel teilte ich mir ein Zimmer
mit meinem Bruder Abraham.

Das Arbeitsamt schickte mich
in die Allenby Street.

Dort erwartete mich
ein ranghoher Offizier.

MOSSAD-SCHULUNGSZENTRUM
ALLENBY STREET, TEL AVIV

Im Büro des Mossad
legte er seinen Lebenslauf vor

und unterschrieb folgende Erklärung:

"Ich bin bereit, mich jeder
passenden Aufgabe zu stellen,

wenn nötig,
in jedem Land der Welt."

Seine Bewerbung wurde abgelehnt,

da er beim ägyptischen
Geheimdienst bekannt war.

Was war Ihre erste Arbeit
in Palästina?

Ich habe Zeitungen aus arabischen
Ländern gesichtet.

Alle Kollegen waren arabischsprachige
Juden aus Irak oder Ägypten.

Dann wurde
ein Gesetz verabschiedet.

Nur noch Gewerkschaftsmitglieder
durften dort arbeiten.

Zwei irakische Mitarbeiter
wurden entlassen. Ich auch.

Nach nicht einmal einem Monat.

Mein Vater stellte Krawatten her.
Er fuhr ständig nach Paris.

Wir waren nicht reich, aber finanziell
ging es uns nicht schlecht.

In Israel musste er alle möglichen
Aushilfsarbeiten übernehmen:

Wachdienst, Gartenarbeit
und solche Dinge.

Jüdische Einwanderer aus
dem Nahen Osten fanden keine Arbeit.

In den Regierungsbüros saßen
europäische Juden.

Die Europäer kontrollierten alles.

Die Europäer waren nicht
besser qualifiziert,

und hatten dennoch das Sagen.

Uns orientalische Juden
nannten sie "Schwarze".

In der Gewerkschaft und
dem dazugehörigen Arbeitsamt

saßen nur Russen und Deutsche,
die Jiddisch untereinander sprachen.

In Ägypten war unser Vater
ein angesehener Kaufmann.

Dann kam er nach Israel, wo es
kaum Essen oder Arbeit gab.

Das hat mir mein Vater erzählt.

Meine Mutter kam im Alter
von 14 Jahren aus dem Irak.

Sie ging direkt in einen Kibbuz

und absolvierte
eine paramilitärische Ausbildung.

Dann verließ sie den Kibbuz,
um in der Stadt zu arbeiten.

Sie arbeitete als Pflegehelferin

in einem
psychiatrischen Krankenhaus.

Wo haben Sie geheiratet?
- In Israel. Eine Irakerin.

Irakerin? - Meine Eltern hatten
andere Kandidatinnen für mich,

aber mein Bruder machte mich
mit einer Irakerin bekannt.

Ihr Name?
- Nadia.

HOCHZEIT VON NADIA UND ELI, 1959

Sie war 24, als sie einander
vorgestellt wurden.

Aus irakischer Sicht war sie
schon eine "alte Jungfer".

Mein Vater war 35.

Er war 11 Jahre älter als sie.

Ein Junggeselle,
über den niemand viel wusste.

Es dauerte,
bis sie sich in ihn verliebte.

Aber er war jemand,
in den man sich verlieben musste.

Er war charmant und einfühlsam.

Ich glaubte an ihn.
Er war vertrauenswürdig.

WITWE VON ELI COHEN

Er strahlte eine natürliche,
unverfälschte Glaubwürdigkeit aus.

Was kam nach
dem Zeitungs-Job?

Nach sechs Monaten fand ich
beim Baustoffhandel Mashbir Arbeit.

BAUSTOFFHANDEL MASHBIR

Dort arbeitete ich fast ein Jahr.

Am Tag vor meiner Hochzeit
wurde ich entlassen.

Ich sagte: "Ist das
euer Hochzeitsgeschenk?"

Kurze Zeit später kam Semaan.

ELI COHENS VERBINDUNGSMANN,
EINHEIT 131

Wer ist Semaan? - Shimon,
ein israelischer Mossad-Mitarbeiter.

Er wollte,
dass ich für sie arbeite.

AUSBILDER BEIM MOSSAD

Ich war
sein persönlicher Ausbilder

im Ausbildungszentrum
für Spezialeinsätze.

In dieser Einrichtung
werden Agenten ausgebildet,

die für verschiedene Missionen
in Zielländer geschickt werden.

Hauptsächlich,
um Informationen zu sammeln.

Diese leiten sie an
das Mossad-Hauptquartier weiter.

Guten Tag.
- Wie geht es Ihnen?

Danke. Sophie?
- Sophie.

Nach Vaters Tod kamen uns
unzählige Geschichten zu Ohren.

Und es fiel uns allen schwer,

die Wahrheit von den Mythen
und Heldensagen zu unterscheiden.

Er war Buchhalter, wie Sie wissen.
- Beim Baustoffhandel Mashbir.

Genau.

Ich war zwar nicht
daran beteiligt,

aber ihn zu rekrutieren,
erwies sich als sehr schwierig.

Wieso das? - Er wollte nicht.
Also legten sie ihn rein.

Sie sorgten dafür,
dass er seine Arbeit verlor.

Er wollte nicht.
Aber ...

Sie ließen ihn feuern,
um ihn unter Druck zu setzen.

Und nach drei weiteren Treffen
gelang es ihnen, ihn zu rekrutieren.

MOSSAD-SCHULUNGSZENTRUM
ALLENBY STREET, TEL AVIV

Der Mossad setzte Sie unter Druck.
Warum willigten Sie ein?

Semaan sagte: "Kommen Sie
zum Mossad. Probeweise.

Wenn es Ihnen nicht gefällt,
können Sie jederzeit gehen."

Wie viel wollte man Ihnen bezahlen?
- 350 Lira.

Meine im 6. Monat schwangere Frau
arbeiten zu sehen, war hart.

Sie kam jeden Tag erschöpft von der
Arbeit, während ich zu Hause saß.

Also willigte ich ein.

TOCHTER VON
ELIS SCHWESTER SARAH

Er versuchte, ein normales
Familienleben zu führen.

Aber wir wissen nicht,
was ihn wirklich dazu veranlasst hat.

Das weiß niemand.
Wir kennen die Antwort nicht.

BIOGRAF VON YOSKE YARIF,
ELIS KOMMANDANT

Viele Israelis, die wie Eli erst
nach dem Unabhängigkeitskrieg

aus arabischen Ländern kamen
und nicht gekämpft hatten,

fühlten sich wie ewige
Neuankömmlinge in Israel.

Viele von ihnen führten freiwillig
riskante Operationen aus,

gegen die Araber, in Israel
und in den arabischen Staaten,

um ihren Teil beizutragen.

Eli war bereits erwachsen,

als der Staat Israel
gegründet wurde.

Und er ...

Es war, als wäre er von
dem inneren Wunsch beseelt ...

zu helfen,
wo er nur konnte.

MOSSAD-GRAPHOLOGE, 1960er JAHRE

Mein Vater, Dr. Arieh Naftali,
half dem Mossad

bei der Rekrutierung neuer Agenten
mittels Handschriften-Analyse.

In den späten 1960er Jahren
kam auch ich dazu.

Wir analysierten
die Handschrift der Bewerber.

GRAPHOLOGIN
TOCHTER VON ARIEH NAFTALI

So wussten wir,
wo ihre Schwächen lagen.

In Elis Handschrift sah
mein Vater einen Menschen,

der äußerst diskret,
zielstrebig, idealistisch war.

Mit der Fähigkeit,
Herausforderungen zu bewältigen,

in der Lage,
Versuchungen zu widerstehen.

Alles in allem hatte er das Zeug,

ein hervorragender
Geheimagent zu werden.

Die psychologischen Tests
der Einheit 188, die ihn rekrutierte,

verwiesen auf Cohens positive
und einzigartige Eigenschaften.

Aber auch auf Probleme
beim Erkennen drohender Gefahren.

Der Kommandant der Einheit,
Yoske Yariv, ist unschlüssig.

FRÜHERER LEITER
DER VERHÖREINHEIT DES SHIN BET

Yoske Yariv wollte meine Einschätzung.
So fing es an mit Eli Cohen.

Nach den Tests, aber vor seiner
endgültigen Entscheidung, sagte er:

"Sprich mit ihm und sag mir, ob es
einen Grund gibt, ihn abzulehnen."

Ich traf mich mit ihm.
Er war ein sympathischer Kerl.

Wir redeten eine Stunde,
ohne Lügendetektor.

Es war
ein freundschaftliches Gespräch,

kein Verhör.

Das Problem ist, wenn ein Agent
uns belügt, steht er allein da.

Dafür gibt es keine Garantie.
Man kann es nicht überprüfen.

Man weiß nie genau, ob jemand
die Wahrheit sagt oder lügt.

Aber einer, der nicht ehrlich ist,
ist so gut wie tot.

Ich sagte: "Yoske, ich habe
einen positiven Eindruck.

Er ist aufrichtig, ehrlich.
Er lügt nicht.

Er kennt sich aus,
spricht gut Arabisch."

Es war keine Empfehlung meinerseits,
nur eine Einschätzung.

Aus innerpolitischen Gründen
hatten Ägypten und Syrien

zwei Jahre vor Elis Rekrutierung

einen Pakt geschlossen, mit dem Ziel,
den jüdischen Staat zu bekämpfen.

Die Sowjetunion versorgte sie
mit Waffen und Technologie.

Israel brauchte Augen und Ohren
im Feindesland.

ISRAEL

Ein Netzwerk israelischer Spione
entstand in feindlichen Ländern.

Der Mossad entsandte
Wolfgang Lotz nach Ägypten.

Er gab sich als deutscher
Geschäftsmann aus.

Baruch Mizrahi ging
nach Aleppo in Syrien.

Shulamit Cohen
nach Beirut im Libanon.

Und Masoud Buton
nach Beirut und Damaskus.

Eli Cohen folgte ihm
nach Damaskus.

MOSSAD-AGENT IN ÄGYPTEN

Jemand, der über Jahre hinweg
eine andere Identität annimmt

und sie 24 Stunden am Tag
verkörpern muss,

muss zu dieser Person werden.

Im Denken,
und sogar im Traum.

Wer das nicht kann,
hat da nichts verloren.

EHEMALIGER LEITER
DES MOSSAD

Einen Agenten in die Führungsebene
eines Staates einzuschleusen,

ist die beste nachrichtendienstliche
Methode, die es gibt.

Besser als SIGINT,
die signalerfassende Aufklärung,

mit all den technologischen Mitteln.

Nichts ist vergleichbar
mit der menschlichen Aufklärung,

kurz HUMINT,
"Human Intelligence".

Sie kommen an Informationen, die weder
zu hören noch zu sehen sind.

Und Menschen mit solchen Fähigkeiten
sind von größter Bedeutung.

Aber sie sind
großen Risiken ausgesetzt.

Semaan brachte mich in
einen Raum in der Allenby Street.

Jemand kam und stellte sich
als Joshua vor.

Semaan erklärte mir,
Joshua sei mein Ausbilder.

Ich sollte mich an einer
bestimmten Adresse einfinden.

AUSBILDER BEIM MOSSAD

Es war ein Safehouse des Mossad.
Dort stellte ich mich als Joshua vor.

Ich sah einen kleinen,
schlanken Mann.

Er kam mir
ein wenig schüchtern vor.

Ich sagte mir ...
Ich sprach es nicht laut aus:

"Das soll der Kerl sein, den sie
zum Agenten ausbilden wollen?"

Die Einheit unterhielt einige
Wohnungen im Zentrum von Tel Aviv.

BIOGRAF VON YOSKE YARIF,
ELIS KOMMANDANT

Dort brachte ihnen ein Ausbilder
alles Wesentliche bei.

Joshua sagte: "Jetzt üben wir,
uns auf der Straße zu bewegen."

Ich sagte: "Wie das? Ich kann mich
sehr gut bewegen."

Semaan sagte: "Sie müssen
in der Lage sein zu erkennen,

ob Ihnen jemand folgt."

Joshua und ich liefen
durch die Straßen, er sagte:

"Tun Sie so, als würden Sie
Zeitung lesen

oder eine Limo trinken, aber
halten Sie dabei ständig Ausschau.

Sichern Sie sich nach hinten
und zur Seite ab."

Ich brachte ihm zum Beispiel bei,

an einem Schaufenster
stehen zu bleiben

und mit einem Blick ins Fenster
zu überprüfen, was hinter ihm ist.

Ohne dass die Zielperson merkt,
ob und woran er sie erkannt hat.

Ich bemerkte die Leute hinter mir.

Ich sollte auch die Personen
beschreiben, die mir folgten.

Zeigte man Ihnen Fotos zum Beweis,
dass Sie beschattet wurden?

Ja, da waren Fotos.

Manchmal hatte ich das Gefühl,
fotografiert zu werden.

WITWE VON ELI COHEN

Eli übte zu Hause enorm viel.

Mit jemandem, von dem ich
nicht wusste, dass er vom Mossad war.

Er ging mit einer Kamera
aus dem Haus.

Einmal sagte er: "Willst du mich
nicht danach fragen?

Ich kann Fotos aus der Hüfte
schießen, aus allen Richtungen."

Ich dachte, er wolle
einfach nur angeben,

und nannte ihn
einen Aufschneider.

Ich fuhr mit französischem Pass
und Decknamen nach Jerusalem.

Als ägyptischer Jude aus
Frankreich, der Israel besucht.

Man wies mich an,
kein Hebräisch zu sprechen.

Nur Französisch und Arabisch.

Ich sollte mich mit Fremden
anfreunden und sie ausspionieren.

Ich fuhr nach Jerusalem.

Ich setzte einen Polizisten
darauf an,

den ich an einen Ort schickte,
von dem ich wusste,

dass Eli dort vorbeikommen musste,
und ließ ihn verhaften.

Man stellte ihm Fragen:
"Wer sind Sie? Was machen Sie hier?"

Er war mit einer falschen
Identität unterwegs.

Man brachte ihn auf
die Polizeiwache und verhörte ihn.

Man nahm ihn in die Mangel,
zwei Stunden lang.

Ohne einen Schluck Wasser.

Sie setzten ihm zu, fragten ihn aus,
was er hier mache, wer er sei.

Was er ausgerechnet
dort zu suchen gehabt habe.

Eli brach nicht ein,
aber am Ende ...

Niemand hält
einem Verhör stand.

Sie gaben sich als Muslim aus,
um uns auszuspionieren.

Sie haben den Islam missbraucht!
Was hat man Sie gelehrt?

Man lehrte mich: "Im Namen Allahs,
des Barmherzigen ...

Es gibt nur einen Gott,
Gott ist ewig."

Ich weiß es nicht mehr.

Ich tat es nur auf Befehl.

Wie lange hatten Sie Islam-Unterricht?
- Zwei Wochen.

Eine wichtige Lektion war,

sich unauffällig
unter Arabern zu bewegen,

und alles,
was damit zu tun hat.

Er musste wissen,
wie sie beten,

wie man eine Moschee betritt.

Sie haben
unsere Religion missbraucht!

Ihre Vorgesetzten vergaßen wohl
die Vergangenheit,

als sie für den Missbrauch des Islam
abgeschlachtet wurden.

Religion ist ein kostbares Gut,
Herr Cohen.

Man kann nicht einfach "Allahu Akbar"
rufen und ein Muslim sein.

FRÜHERER LEITER
DER VERHÖREINHEIT DES SHIN BET

Es gibt ein Arabisch
für den Alltagsgebrauch,

und das gehobene,
literarische Arabisch.

Ein einziger, falsch angewendeter
Satz genügt, und man fliegt auf.

Das zu beherrschen,
ist extrem schwierig.

Ich kann Ihnen
nach fünf Minuten sagen,

ob jemand aus dem Irak,
Jordanien oder Syrien kommt.

Einmal, bei einer Besprechung
mit Ihrem Vater, sagte ich zu ihm:

"Ich erfahre soeben, dass Ihnen
eine Tochter geboren wurde.

Glückwunsch!"

Er sagte: "Gut.
Nach der Besprechung."

Da sagte ich: "Nein, jetzt.
Wenn ich mit Ihnen spreche,

ist das ein Befehl."

Er lief auf und ab ...
und verließ den Raum.

Das überrascht mich nicht.

Er stellte seine Arbeit
über sein Privatleben.

Nach neunmonatiger Ausbildung

steht die Tarngeschichte
für Eli Cohens neue Identität:

Als Sohn syrischer Einwanderer,

wohlhabender Geschäftsmann
und Junggeselle,

soll er die syrische Gemeinschaft
in Buenos Aires infiltrieren.

PROTOKOLL DES
SYRISCHEN MILITÄRGERICHTS

Wusste Ihre Familie Bescheid? - Nein.
Semaan verbot mir, es zu erzählen.

Und Ihre Frau?

Um sie nicht zu verärgern, sagte ich,
ich bliebe nur sechs Monate weg.

Ich fragte ihn,
was er dort tun würde.

Er sagte, er kaufe Ersatzteile
für die Rüstungsabteilung ein.

Es sei ein Geheimauftrag.

Ich dürfe nicht darüber sprechen
und keine Fragen stellen.

FEBRUAR 1961
ELI LANDET IN ARGENTINIEN

Ich wusste nicht,
dass er nach Argentinien ging.

Sein Koffer stand bereit.

Ich war traurig,
aber ich weinte nicht.

Er kam ja wieder.
Ich wusste nur nicht, wann.

Für mich war es hart.
Ich war 25 und hatte ein Baby.

Natürlich hatte er für alles gesorgt,
was ich brauchte.

Er hatte alles
akribisch vorbereitet.

Ganz so, als hätte er für fünf Jahre
im Voraus geplant.

BUENOS AIRES, ARGENTINIEN

Erzählen Sie von Argentinien,
Herr Cohen.

In Buenos Aires sollte ich

erst im Waldorf Hotel absteigen
und dann eine Wohnung mieten.

Ich zog mich um
und ging ins Café La Paz.

Dort wartete ein älterer Mann
namens Abraham auf mich.

Was wussten Sie über Abraham?

Er sollte mir bei allem helfen,
was ich brauchte.

Ich sollte keine Fragen stellen.

Er sagte, ich solle so viel wie
möglich in der Stadt umherlaufen

und vom Hotel
in eine Wohnung umziehen.

Ich solle Spanisch lernen.
Er gab mir ein Spanischbuch.

Das tat ich.

Hatten Sie bereits die Identität
des Kamel Amin Thabet angenommen?

Noch nicht. Es hat einige Zeit
gedauert, alles zu arrangieren.

Ich durfte weder Kontakt
zu Juden noch zu Arabern haben.

BERICHT VON ELI NACH ISRAEL

"Der Monat verging, ohne dass mein
Visum verlängert wurde.

Deshalb versuche ich, nicht
aufzufallen. Die Zeit vergeht schnell.

Ich komme gut voran in Spanisch.

Bald werde ich meine neue
Identität nutzen können.

Ich lege mein Spanischbuch
kaum aus der Hand.

Liebe Grüße an meine Freunde,
Menashe."

Seine Tarngeschichte sollte seinem
wahren Leben möglichst ähnlich sein.

Er kam angeblich in Beirut als Sohn
syrischer Eltern zur Welt.

Genau wie seine echten Eltern

wanderten sie von Syrien
nach Alexandria in Ägypten aus.

Von dort zogen sie nach Argentinien,
wo sein Vater einen Bruder hatte.

BRUDER VON ELI

Eli war dort angeblich seit 16 Jahren,
obwohl es erst acht Monate waren.

EHEMALIGER LEITER
DES MOSSAD

Um einen Spion ins Herz des syrischen
Staatsapparates zu schleusen,

bedarf es einer guten Tarnung,
die es ihm ermöglicht,

dort mit einem fremden
Akzent zu leben.

Alles weitere passt man
an die örtlichen Gegebenheiten an.

Es gibt keine andere Methode.
Dabei geht er ein großes Risiko ein.

Abraham schickt dem Mossad
einen Bericht:

"Der neue Schüler macht sich gut
und hat zu studieren begonnen.

Er sollte ohne Probleme in sechs
Wochen bereit sein."

Im April 1961 ist Cohens
argentinischer Reisepass fertig.

Ab jetzt ist er ein wohlhabender
muslimischer Junggeselle,

30 Jahre alt, und damit zehn
Jahre jünger als im wahren Leben.

Mein neuer Pass lief auf den Namen
Kamel Amin Thabet.

Abraham befahl mir, die syrische
Gemeinschaft zu infiltrieren.

"Mischen Sie sich als Einwanderer
unter die Araber in den Clubs.

Sie werden dort einen Araber treffen,
Abdel Atif al-Hashan,

den Herausgeber
der Zeitung Arab World."

Ich stellte mich ihm
als Kamel Amin Thabet vor.

Er fragte, wieso wir uns
noch nie getroffen hätten.

Ich erklärte ihm,
ich ginge nicht viel aus,

und dass wir uns deshalb nie
getroffen hätten.

Ich lud ihn und seine Frau oft in
Restaurants ein. Wir wurden Freunde.

Die syrische
Gemeinschaft in Argentinien

bestand aus einer
halben Million Einwanderer.

Cohen knüpfte Kontakte
und war ein gern gesehener Gast

bei Empfängen arabischer Diplomaten.

Dort lernte er den syrischen
Militärattaché Amin al-Hafiz kennen.

BERICHT VON ELI COHEN, APRIL 1961

"Ich kam mir vor wie im Film.
Wir gingen ins Restaurant Al-Masri.

Dort kennt mich bereits jeder.

Ich schüttelte fast jedem die Hand,
als wären wir alte Freunde.

Man gab uns den besten Tisch.
Man respektiert mich."

Eli musste all diese Dinge
schon vorher in Israel lernen,

auch aus Filmen über Buenos Aires.

Alles kann dich den Kopf kosten:

Wer vorgibt, dort schon
16 Jahre zu leben,

muss wissen,
ob es eine Moschee gibt oder nicht.

Er musste lauter Details wissen,
die ihm niemand beibringen konnte.

Es ist unmöglich,
alles abzudecken.

Was, wenn er auf eine Frage
nicht vorbereitet war?

Eli blieb acht Monate
in Argentinien.

Ein Jude, der nicht wusste,
wer Kamel wirklich war,

brachte ihn als Abteilungsleiter bei
einer internationalen Reederei unter.

Als er aus Argentinien abreiste,

nahm er unbeschriebene Briefbögen
und Firmenstempel mit.

Er fälschte ein Empfehlungsschreiben,

laut dem er zweieinhalb Jahre
bei der Reederei gearbeitet hat.

Warum haben Sie Ihre Freunde in
Argentinien um diese Briefe gebeten?

Abraham sagte:

"Lassen Sie Ihre Freunde wissen,
dass Sie nach Syrien gehen.

Bitten Sie sie um Briefe zum Beweis,
dass Sie in Argentinien waren."

Der Zeitungsverleger
Abdel Atif al-Hashan gab mir

einen Brief für seinen Sohn
in Damaskus mit.

Ich buchte einen Flug
nach Zürich.

Dort übergab ich die Briefe
und den argentinischen Pass

einem Mossad-Mitarbeiter, der mir
meinen israelischen Pass gab.

Ich flog nach Israel,
um weitere Anweisungen zu erhalten.

Es war eine
sehr emotionale Begegnung.

Das Baby war schon ein Jahr alt.

Alles an ihm war anders.

Er strahlte, lächelte.
Er sang sogar vor sich hin.

Er hatte einen Schnauzbart,
und was für einen!

Eli war auf einmal
der schönste Mann der Welt.

Sein Gesicht strahlte, seine aufrechte
Körperhaltung, sein Gang ...

Er war nicht mehr der junge Mann,
den ich kannte,

der beim Baustoffhandel Mashbir
arbeitete,

mit diesem stumpfen Gesichtsausdruck.

Scheinbar ging er in dem auf,
was er tat.

Für ihn freute ich mich.

In der Annahme, es wäre ja
nicht für ewig, dachte ich:

Nun gut, Eli ist glücklich ...

Was geschah in Israel
nach Ihrer Rückkehr?

Semaan sagte,
ich solle die Zeit nutzen,

um am Morsegerät zu üben.

Sah es aus wie dieses Gerät?

Nein, es war ein großes,
wie bei der Post.

Semaan sagte, ich solle
mich in Schnelligkeit üben.

Ich hatte kein Händchen dafür.
Ich tat mich schwer.

Er fragte,
ob es mir Spaß mache.

Ich sagte,
der Kopfhörer störe mich.

Im November starb mein Vater.
Einige Tage später sagte Semaan:

"Sie gehen nach Damaskus."

Nicht einmal einen Monat
nach dem Tod meines Vaters.

Eli Cohen landete in Europa
und wechselte die Identität.

Er traf Kontaktpersonen in
Deutschland, der Schweiz und Belgien.

Bei Harry und Yona Zelinger, den
Vertretern des Mossad in Brüssel,

verwandelte er sich
vom einfachen israelischen Juden

in einen reichen, patriotischen
muslimischen Einwanderer.

Zelinger überreichte Eli
eine Bordkarte für die "Esperia",

die über Alexandria
nach Beirut fuhr.

Zelinger sagte: "Hier ist
eine Bordkarte für die "Esperia".

Sie reisen zweiter Klasse
mit Ihrem argentinischen Pass.

Jemand wird auf Sie zukommen.
Machen Sie Bekanntschaft."

Ich saß bei einer Gruppe von
Ägyptern, als sich jemand vorstellte.

Wie hieß er? - Majed Sheikh al-Ard,
aus Syrien, aus Damaskus.

MAJED SHEIKH AL-ARD

Er sagte:
"Halten Sie sich an mich.

Ich habe ein Auto an Bord.
Ich nehme Sie mit nach Syrien."

So als würde er mich kennen.

Majed Sheikh al-Ard, der Eli Cohen
nach Damaskus brachte,

war ein CIA-Agent.

Ich stieß auf ein Dokument der CIA
aus dem Jahr 1965,

das 2005 freigegeben wurde.

Darin wird Majed Sheikh al-Ard
als CIA-Agent aufgeführt,

der Nazi-Kriegsverbrecher
in Syrien enttarnt hat.

FRÜHERER LEITER HISTORIK-ABTEILUNG,
NACHRICHTENTRUPPE

Ich vermute, dass sich
die beiden nicht zufällig trafen,

denn zwei Geheimagenten
treffen sich nicht ohne Grund.

Die Frage ist: Hat sich der Mossad
mit der CIA abgesprochen?

MAJED SHEIKH AL-ARD

Ich erzählte dem Mossad,

was ich über Majed Sheikh al-Ard
herausgefunden hatte.

Dort hieß es:

"Ja, er hat für uns gearbeitet,
aber von seinen Verbindungen zur CIA

wussten wir nichts."

Eli Cohen kam in Damaskus an,

ohne dass irgendjemand -
außer der Mossad-Einheit,

die ihn dorthin geschickt hatte -
etwas davon wusste.

Wir würden nie
einen CIA-Agenten benutzen,

um einen unserer Agenten
einzuschleusen.

BEIRUT, JANUAR 1962

Wie haben Sie die Grenze überquert?
Wen haben Sie bezahlt?

In Beirut sagte Majed: "Morgen rufe
ich einen Freund in Damaskus an,

damit er uns durch den Zoll hilft."

Am nächsten Tag fuhren wir
zur syrischen Grenze.

Nach der Sicherheitskontrolle
kam der Zoll.

Dort wartete ein Zollbeamter
namens Nasser ad-Din auf uns.

Majed hielt an, sie begrüßten sich,
er stellte mich vor.

Dann sagte er: "Warten Sie im Auto.
Wir gehen zum Zolldirektor."

Nach 15 Minuten kam er wieder.
Ich fragte, ob alles okay sei.

Er sagte ja,
und wir fuhren los.

Man hat uns nicht durchsucht.

Das Auto passierte
die Grenze ohne Kontrolle.

Die Spionageausrüstung
befand sich in den Koffern:

ein Morsegerät, ein Rasierapparat,
dessen Kabel eine Antenne war.

Bargeld, ein Codebuch,
eine Mikrofilmkamera

und Seifenstücke,
die Sprengstoff enthielten.

DAMASKUS, SYRIEN

Ich stieg im Ambassador Hotel ab
und lief durch die Innenstadt.

Ich kannte sie aus Büchern
und von Leuten, die dort lebten.

In Israel wies man mich
vor meiner Abreise an,

noch am ersten Tag
den Brief von Abdel Atif al-Hashan

seinem Sohn Kamel zu überbringen.

ABDEL ATIF AL-HASHAN

KAMEL AMIN TABETH
(ELI COHEN)

KAMEL AL-HASHAN

Ich sollte direkt hingehen.

Er würde mich als Einwanderer
herzlich begrüßen.

Zumal ich einen Brief von seinem
Vater hätte. Und so war es.

Nach einem Streifzug durch die Stadt
findet er am Markt,

am Rande des jüdischen Viertels,
den Sohn, Kamel al-Hashan.

Genau wie sein Vater
in Argentinien

lädt er Eli in sein Haus ein
und stellt ihn seinen Freunden vor.

Von dem Moment an, als er fertig
ausgebildet war und in Syrien ankam,

stand ihm zwar die neueste Technik
des Mossad zur Verfügung,

und die bestmögliche Tarngeschichte.

Aber letztendlich
wusste nur er allein am besten,

wie er vor Ort vorgehen musste,

um bis in die Machtzentren
des Landes vorzudringen

oder bis an jedes andere Ziel,
das der Mossad ihm auftrug.

Der Richter, Salah Thali,

kannte Kamel Amin Thabet gut
und schrieb über ihn:

"Cohen fand durch
seinen Freund Kamel al-Hashan

eine 5-Zimmer-Dachgeschosswohnung
im Nobelviertel Abu Rummaneh.

Auf dem Dach stellte er die
Spezialantenne auf, wo er jederzeit,

ohne Verdacht zu erregen,
Zugang zu der Antenne hatte.

Die Spionageausrüstung im Auto
holte er in die Wohnung."

ANWALT VON ELI COHEN

Ursprünglich sollte er

Israel vor einem syrischen
Überraschungsangriff warnen.

Deshalb blieb er in der Wohnung

gegenüber dem Hauptquartier
des Generalstabs der Armee.

Das war strategisch wichtig.

Wenn ein Land
einen Angriff vorbereitet,

kommen seine höchsten Offiziere
in diesem Gebäude zusammen.

Brennt dort nachts das Licht,
weiß man, dass etwas im Gange ist.

Er meldete jede ungewöhnliche
Aktivität am Tag darauf Israel.

So wussten wir, wenn auf
dem Golan etwas vorging.

Kamel al-Hashan lud Kamel Amin
Thabet zum Abendessen ein.

Er war stolz auf
seinen reichen, neuen Freund,

der vorhatte,
Geld in Syrien zu investieren.

Wo lernten Sie
Ma'azi Zahreddine kennen?

Im Haus von Kamel al-Hashan.

Kamel lud mich zum Essen ein.
Ma'azi Zahreddine war auch da.

Er war unwichtig,
aber sein Onkel war ein hohes Tier.

Er war der syrische
Stabschef Abdul Karim Zahreddine.

KAMEL AMIN TABETH

MA'AZI ZAHREDDINE

ABDUL KARIM ZAHREDDINE

Was sagte man in Palästina?

In Israel wies man mich an,

die Beziehungen zum Neffen des
Stabschefs zu festigen.

Wir wurden gute Freunde.

Leiteten Sie die Informationen
an Israel weiter? - Ja.

Meistens per Morsenachricht.

Zehn Tage nach seiner Ankunft
in Damaskus

hatte Cohen Verbindungen
in die Machtzentren,

insbesondere zum Stabschef
Abdul Karim Zahreddine.

Seine erste Morsebotschaft
enthielt zwei wichtige Informationen:

1. Das Regime ist für ein Bündnis

und eine gemeinsame Kommando-
zentrale mit Irak bereit.

2. Die UdSSR hatte Syrien
rückstoßfreie Geschütze geliefert,

die an der israelischen Grenze
stationiert werden.

Ich versorgte Israel mit militärischen
und politischen Informationen,

weil sie noch zu wenig über
die Führung in Damaskus wussten.

Ma'azi erzählte mir
von Meinungsverschiedenheiten

zwischen dem Stabschef
und seinem Stellvertreter.

Was noch?

Von Demonstrationen gegen die
Auflösung des Bündnisses mit Ägypten.

Vom Versuch, ein Bündnis mit Irak
zu schließen, und den neuen Waffen.

NACHRICHTENDIENSTLICHE
EINHEIT 220

Es war eine kleine Einheit
von ungefähr 25 Spezialisten,

an einem strategisch wichtigen Ort.

FUNKER, EINHEIT 220

Und alle waren Nahostexperten,
denn beim Militärgeheimdienst

oder in der Fernmeldetruppe waren
fast nur orientalische Juden tätig.

Ich war dort Funker.

Wir funkten Botschaften
an die Geheimdiensteinheiten,

an die militärischen Einheiten,
einschließlich des Shin Bet,

des Mossad und der Spezialeinheiten.

Über unsere Einheit liefen
die Nachrichten sämtlicher Agenten,

die in arabischen Staaten
stationiert waren.

Wir empfingen und sendeten
Morsebotschaften,

entschlüsselten und übersetzten sie
aus verschiedenen Sprachen.

Wir unterschieden zwischen
den Agenten der Militäreinheiten

und den Mossad-Agenten, die wir
als Feldagenten bezeichneten.

Für sie benutzten wir Nummern,
keine Namen.

Darunter war auch Agent 566.

Und das war Eli Cohen.
Aber das wussten wir nicht.

Agent 566 begann
am 19. Februar 1962 zu übermitteln.

Der Roman "Die drei Musketiere"
diente ihm zur Verschlüsselung.

Ein Exemplar befand sich
in Kamel Amin Thabets Wohnung,

ein zweites
im Hauptquartier in Tel Aviv.

CAMPUS UNIVERSITÄT:
ÜBERALL MILITÄRFAHRZEUGE

HAUPTQUARTIER
BIS MITTERNACHT BESETZT

"Du bist jung und musst
aus zwei Gründen mutig sein:

erstens,
weil du ein Gascogner bist,

und zweitens,
weil du mein Sohn bist.

Scheue keine neue Gelegenheit,
suche das Abenteuer.

Kämpfe überall und jederzeit.

Kämpfe umso mehr,
wenn Duelle verboten sind,

denn so bedarf es zum Kämpfen
großen Mutes."

Die Verschlüsselung erfolgte
anhand der Seitenzahlen.

Es war ein Zahlencode.
Das konnte über mehrere Seiten gehen.

Aber die nächste Nachricht musste
auf einer neuen Seite beginnen.

Das geht so
bis zum Ende des Buches.

Das reichte für ein paar Jahre.

Während seiner ersten Monate
in Damaskus

kam es zu internen Machtkämpfen
verschiedener Gruppierungen.

Kamel war mit einigen Anhängern
der Baath-Partei befreundet,

darunter Amin al-Hafiz.

Syrien war instabil.

EHEMALIGER LEITER
DES MOSSAD

Das konnte dazu führen, dass sich
die innenpolitischen Spannungen

in einem Angriff
auf Israel entluden.

Israels Sicherheitslage an
der Nordgrenze zu Syrien eskalierte.

Syrische Außenposten eröffneten
das Feuer auf den Nationalpark

und den Polizeiposten
von Mishmar HaYarden.

Weitere Unruhen in Galiläa gab es
bei Shear Yashuv und Tel Azaziat.

Auf Galadinnern in Damaskus
entlockte Cohen Ma'azi Informationen

über neue MiGs, die die Sowjets
den Syrern überließen.

BIOGRAF VON YOSKE YARIF,
ELIS KOMMANDANT

Sie brauchten Informationen
über die Tendenzen in Damaskus.

Sie mussten mehr über die Absichten
dieses seltsamen Regimes erfahren,

das so schwer zu infiltrieren war,

das so feindselig
und unversöhnlich eingestellt war,

und immer neue
Grenzzwischenfälle verursachte.

Tel Aviv war mit der Arbeit des
Agenten in Damaskus sehr zufrieden.

Mutter lebte in Ramat Yosef.
Sie war alleinstehend.

Das war damals sehr ungewöhnlich.

Wenn die Nachbarn sie fragten,
wo denn ihr Mann sei,

nuschelte sie etwas,
aber es war ihr sehr unangenehm.

Sie war sich nie sicher,
ob man ihr glaubte.

Eli sagte, dass es
einen Kontaktmann für mich gäbe,

der in dringenden Fällen
für uns da wäre.

Aber er sagte: "Denk dran, Nadia,
wir sind bescheidene Leute.

Wir bitten um nichts."

Er wusste nicht, dass andere ...

dieses Leben genossen.

Und zwar in vollen Zügen.

Als der Kontaktmann
in unsere Wohnung kam,

sah er sich erstaunt um
und sagte:

"Das ist der anspruchsloseste
Haushalt von allen."

Ein Fremder kommt
zu ihr nach Hause

und versucht, eine persönliche
Beziehung mit ihr einzugehen.

Wo fängt das an,
wo hört das auf?

Mutter empfand diese Besuche

als anstrengend, unangenehm
und beinahe übergriffig.

Es war eine schwierige Zeit.

Ich gab die Wohnung auf.

Er wusste nichts davon.

Ich packte meine Sachen
und zog zu meiner Mutter.

Es ist kein Zufall, dass Eli
Anfang März 1962 jemanden traf,

der ein enger Freund und eine Quelle
politischer Informationen wurde.

Georges Salim Seif, ein hochrangiger
Mitarbeiter beim syrischen Rundfunk.

Auch diese Begegnung
war vom Mossad geplant.

Wie lernten Sie
Georges Seif kennen?

In Israel sagte Semaan: "Besuchen Sie
Kamel al-Hashan jeden Tag.

Ein Argentinier wird auftauchen,
der beim syrischen Radio arbeitet.

Er wird sie kennenlernen wollen."

Ich arbeitete bei der syrischen
Radio- und Fernsehanstalt.

FREUND VON ELI COHEN
IN DAMASKUS

Dort begegnete ich
einem klug aussehenden Mann,

der jeden Tag zur Rundfunk-
und Fernsehanstalt kam

und die Nachrichten
live auf Spanisch sprach.

Später bekam ich mit,

dass sein Name
Kamel Amin Thabet war.

Unser heutiger Gast
heißt Kamel Amin Thabet.

GEORGES SEIF INTERVIEWT
KAMEL AMIN THABET

Als kleiner Junge
verließ er sein Heimatland

und kehrte als Mann zurück.

Seine Heimatliebe war so groß,

dass er erst hier
sein Lächeln wiederfand.

Sei gegrüßt, Bruder Kamel.
- Ich grüße Sie.

Sind Sie Elis Bruder?
- Sein jüngster.

Der jüngste?
- Er war 21 Jahre älter als ich.

FREUND VON ELI COHEN
IN DAMASKUS

Beim syrischen Radiosender
saßen alle spanisch-,

englisch- und französischsprachigen
Nachrichtensprecher in einem Raum.

Alle in einem Raum.
Ich war fürs Englische zuständig.

Eli fürs Spanische.
Er wurde in Spanien gesendet.

Dann kannten Sie Georges Seif?

Ja, natürlich.

Er war mein Freund.

Wie kam es, dass Sie
nach Syrien zurückkehrten?

Immer wenn mich jemand
etwas über mein Land fragte,

musste ich zugeben,
dass ich nichts darüber wusste.

Da fasste ich den Entschluss,

in mein Land zu fahren und zu sehen,
wie es sich entwickelt hatte.

Eli Cohen lebte in der besten
Wohngegend im Nahen Osten,

in Abu Rummaneh.

Und wart ihr
nach Feierabend in den Clubs?

Wir waren Mitglieder
im Orient Club.

Es war der beste Nachtclub
in ganz Syrien.

Es war ein Club für Reiche.

Zum einen war Eli gut gekleidet.
Er sah gut aus.

Er sah so gut aus.

Und er war höflich,
sehr ruhig.

Er regte sich nie
über etwas auf.

Zum Schluss spielen wir
Ihr Lieblingslied, Bruder Kamel,

wie heißt es?

"Du, der du fern der Heimat bist".

Niemand hätte geglaubt,
dass er Eli Cohen heißen könnte.

Erstens sprach er vorzüglich Arabisch,
wirklich beeindruckend.

Er war so redegewandt.

Zweitens, sein Aussehen.

Er sah nicht ...

Tut mir leid, aber er sah
überhaupt nicht jüdisch aus.

Er sah aus wie ein Araber.

War Georges Seif Ihre wichtigste
Informationsquelle?

Ja. Semaan befahl mir, eine enge
Beziehung zu ihm aufzubauen.

Wir waren Freunde. Er hatte
den Schlüssel zu meiner Wohnung.

Er traf sich dort mit einer Frau.

Hatten Sie keine Angst, dass er
die Ausrüstung finden könnte?

Ich vertraute ihm.

Wie kamen Sie
an seine Berichte?

Ich ging fast jeden Tag
zum Sender,

wo er mich geheime Berichte lesen
ließ, bevor sie zensiert wurden.

Der Chef des Propagandabüros sah
mich einmal beim Lesen der Berichte.

Er brüllte Seif an,
wie es sein könne,

dass ein Fremder
diese Dokumente las.

Seif sagte ihm, ich sei Ausländer
und könne kein Arabisch.

Von da an brachte er mir
die Berichte nach Hause.

Es waren komplexe Beziehungen.
Wie kommt man damit zurecht?

EHEMALIGER LEITER
DES MOSSAD

Wie schafft man es, in engem
Kontakt mit Menschen zu stehen,

und sie dennoch soweit
auf Abstand zu halten,

dass sie nicht anfangen,
ihre Nase in Dinge zu stecken,

die ihnen seltsam
erscheinen mögen.

Wir wussten nicht,
wer Eli Cohen war.

Nach seiner Ankunft tauchte er
im Laden meines Vaters auf.

Auf dem Schild stand "Jude".

SOHN EINES LADENBESITZERS IM
JÜDISCHEN VIERTEL VON DAMASKUS

Er verlangte eine Quittung

und legte sie zu den anderen
Quittungen, die er bei sich trug.

Wir wussten nicht, wozu.

Kam er allein in den Laden?
- Er, und noch jemand.

Ein Militär?
- Ja.

Vor zehn Jahren
erreicht Elis Bruder Abraham

eine mysteriöse E-Mail
von jemandem namens Farid.

"Sehr geehrter Herr, ich schreibe
Ihnen zu historischen Zwecken

und aus Dankbarkeit
gegenüber "Kamel",

der für viele Menschen
viel Gutes getan hat."

Eines Tages ging ein Nachbar
sehr früh am Morgen

zum Wäsche aufhängen auf das Dach
des Gebäudes, in dem er wohnte.

Dort sah er Kamel
auf dem Boden liegend,

mit einem elektronischen
Gerät herumhantieren.

Auf die Frage, was er da tat,
behauptete er verärgert,

er prüfe die Radioantenne, um
argentinische Nachrichten zu hören.

Der Nachbar glaubte ihm nicht
und sagte zu Kamel,

dass alle ihn verdächtigten,

in sehr gefährliche Geschäfte
verwickelt zu sein.

Und dass beim geringsten Anlass

er, Kamel, und seine Freunde
in Stücke geschnitten würden."

IN DER NÄCHSTEN EPISODE

Eli informierte uns rechtzeitig
über die Umleitung des Jordan.

Wissen Sie,
Eli Cohen war so clever.

Er empfing nur wichtige Leute
bei sich in Damaskus.

Wie gelangten Sie
zu dem militärischen Grenzposten?

Eli Cohens Stellung
in Syrien war so,

als würde man eine TV-Kamera direkt
neben das Geschehen stellen.

Mutter schöpfte als erste Verdacht.

Sie ahnte, dass er log.

Bei seinem letzten Besuch
war er ein gebrochener Mann.

Er traf den Generalstabschef
Jitzchak Rabin,

er traf die führenden Politiker
Israels.

Und die lobten ihn in den Himmel.

Was hätte Eli tun sollen? Nein sagen?
Sein Schicksal war besiegelt.

ELI COHEN - AGENT 566

Übersetzung & Untertitel:
Silke Baumann

Deutsche Bearbeitung:
sub&dub company

Redaktion:
Nicola Hellmann