All language subtitles for A Resposta a Quase Tudo - Devíamos Tirar à Sorte em Vez de Votar

Korruption, Lobbismus und Machtmissbrauch.

Bei immer mehr Menschen entsteht der Eindruck,

dass die gewählten Abgeordneten nicht im Interesse aller handeln.

Heibdeutschland denkt bereits, dass den Politikern und den Politikerinnen

die Bevölkerung gleichgültig ist.

In Frankreich sind es sogar zwei Drittel.

Woher kommt das?

Die Demokratie befindet sich weltweit in einer Legitimationskrise.

Die Probleme sind die Wannen.

Da geht man hin, aber da gibt man seine Stimme ab.

Und dann ist er weg.

Wir brauchen andere Wege, wie man kollektive Entscheidungen trifft.

Nur, wie sehen dieser anderen Wege aus?

Könnten wir dafür nicht einfach Maschinen nutzen,

die inzwischen anscheinend viel besser wissen, was wir wollen?

Also wir brauchen solche Hilfsmittel.

Aber wir wollen keinen Computer, der uns einfach sagt, 42.

Okay, da ist was dran.

Aber wie sollen wir dann gute Entscheidungen für Millionen Menschen treffen?

Sind unsere Kreuze auf dem Wahlzettel überhaupt noch zeitgemäß?

Was wäre zum Beispiel, wenn wir stattdessen einfach losen würden?

Eigentlich ist es ganz einfach.

Für eine Gruppe von Individuen gibt es zwei Möglichkeiten,

zu wissen, wo es langgeht.

Entweder machen alle immer das Gleiche.

Wie zum Beispiel Schleimpilze.

Oder Plankton.

Das ist das Gleiche.

Das ist das Gleiche.

Das ist das Gleiche.

Das ist das Gleiche.

Das ist das Gleiche.

Schleimpilze.

Oder Plankton.

Oder einer oder mehrere geben die Richtung vor.

Wie bei den Stichlingen.

Sie folgen dem Schönsten.

Elefanten folgen der Schlausten.

Und die Schimpansen folgen dem Stärksten.

Oder dem mit den besten Verbindungen.

In der Geschichte der Menschheit galt lange Zeit entweder das Recht des Stärkeren

oder es gab kleine Sharing-Communities von Jägern und Sammlern,

ohne Hierarchien.

Nur bei konkreten Vorhaben wurde jemand ausgewählt,

den man am meisten vertraute.

Das ging ein paar Jahrtausende gut,

doch dann wurden die Menschen sesshaft und die Probleme begann.

Schnell besaßen die Stärkeren mehr als alle anderen.

Und überall auf der Welt gab es Eliten.

Die über Dörfer und Städte hinaus Seilschaften knüpften

und riesige Imperien aufbauten.

Die Menschen wurden aufgeteilt in Herrscher und Beherrschte.

Eine große Mehrheit schuftete für eine kleine Minderheit.

Und damit sich keiner beschwerte,

behaupteten die Mächtigen, dass Gott das so bestimmt habe.

Diese Ungerechtigkeit führte im antiken Athen zu so einer großen Krise,

dass Gelehrte auf die Idee kamen,

die Stimmung im Land lasse sich verbessern,

wenn die Menschen mitregieren könnten.

Daraus entstand die Demokratie.

Allerdings durften nur 10-20% der Erwachsenen mitmachen.

Viele Jahrhunderte wurden nahezu alle Herrschaftsformen ausprobiert,

die eine Herrschaft aller Menschen verhinderten.

Bis sie sich dann endlich durchsetzte, die Herrschaft des Volkes.

So weit die Kurzfassung.

Dieses Königsrecht für uns alle ist noch jung.

In Deutschland dürfen alle volljährigen Staatsangehörigen seit 1918 wählen.

In Frankreich erst seit 1944.

Die Französinnen und Franzosen bestimmen mit der Wahl

der Präsidenten und die Mitglieder der Vollversammlung.

Die Deutschen wählen den Bundestag, der dann die Kanzlerin bestimmt.

Oder den Kanzler.

Und weil wir alle wählen dürfen, sind wir irgendwie alle an der Herrschaft beteiligt.

Auch wenn der reale Einfluss eines Einzelnen

angesichts der Gesamtmenge anstimmen gegen Null geht.

In Deutschland führen komplizierte Proportsrechenwege

zur Besetzung des Parlaments.

Wie das funktioniert, weiß nur jeder Zweite und das auch nur in Ansätzen.

Was kommt bei der Wahl tatsächlich heraus?

Ein Parlament ist keine Versammlung von Helden und Heiligen,

sondern von Volksvertretern.

Eine ziemlich repräsentative Mischung von Herkunft, Alter,

Berufen, Begabungen, Temperamenten, Erfahrungen, Stärken und Schwächen.

Die Abgeordneten sind Vertreter des ganzen Volkes

und sind im Grundgesetz.

So steht es im Grundgesetz.

Und ganz genau so ist es auch gemeint.

Warum sitzen dann 187 Personen mit einem Jura-Abschluss,

aber nur zwei Hausfrauen im deutschen Parlament?

Wenn wir jetzt empirisch schauen, wie setzten sich Parlamente zusammen,

dann stellen wir fest, und das hat sich in den letzten 20, 30 Jahren

in sämtlichen westlichen Demokratien verstärkt,

dass es bestimmte Milieus gibt, aus denen sich Politiker

fast aller Parteien rekrutieren.

Sehr stark akademisiert, häufig studiert bestimmte Fächer,

die für den Politikerberuf vorbereiten.

Aber vom Lebenshintergrund sind sie doch häufig sehr einander ähnlich.

Da kann man sagen, es ist doch klasse.

Alles gut gebildete Menschen, nur Akademiker können uns

wirklich bei der komplexen Gesetzeslage weiterhelfen.

Und es gibt empirische Studien, die zeigen, dass dem nicht so ist,

dass hier die Interessen der unteren Schichten,

aber auch vom Menschen aus dem Mittelstand lange nicht so stark durchschlagen können,

wie etwa die Interessen besonders gut verdienen der Bürger.

Und wenn man gleich aus der Hubschrauberperspektive,

dann auf moderne Demokratien schaut und feststellt,

dass aus bestimmten Milieus bis zu 20, 25% der Bevölkerung

so resigniert sind politisch, dass sie sich nicht einmal mehr an der Wahl beteiligen,

dann bedeutet das, dass faktisch das Versprechen der politischen Gleichheit

eben sich nicht einlöst.

Nur, wie lässt sich das ändern?

Wie sorgen wir dafür, dass Parlamente alle Menschen repräsentieren?

Eine Möglichkeit wäre Quotierung,

dass mindestens so und so viel Prozent Frauen sind,

mindestens so und so viel Prozent Arbeitnehmer sind,

aus der Arbeiterschaft kommen, Migrationshintergrund haben.

Aber das wäre so eine Art von Identity-Politics.

Manche Menschen wollen ja vielleicht beides sein oder gar nichts davon sein,

sondern wollen einfach nur Bürger oder Bürgerinnen sein,

ohne sich gleich zuordnen lassen zu wollen.

Das ist eine Art von Krimi,

um eine sehr geheimen Art von Krimi,

die Repräsentativität auf andere Art und Weise erzeugen.

Das Losverfahren, das Zufallsverfahren wäre hierfür meines Erachtens

ein geeignetes Verfahren.

Moment, losen? Okay, beim Lotto ergibt das Sinn.

Aber wieso sollte das in der Politik gut sein?

Auch von euch ist weit über die Hälfte der Meinung,

dass Abgeordnete gewählt werden sollten.

Wir vermeiden damit Korruption, wir vermeiden damit Machtstrukturen,

die dann bleiben und wir geben für jeder eine Chance,

da dran zu kommen an die Macht.

Klingt kurios.

Ein Losverfahren zur Besetzung von politischen Ämtern.

Dabei hat es eine lange Tradition.

Im antiken Griechenland wurden die meisten Ämter ausgelost.

Es war eine zuvor eine Identitätskarte,

die er in einer Art Marmornen-Los-Computer steckte.

Innerhalb von wenigen Minuten wurden die Ämter ausgelost.

Die Regeln waren einfach.

Alle außer Fremde, Sklaven und Frauen hatten dieselbe Chance.

Der Zufall sollte für Ausgewogenheit sorgen.

Interessant ist, dass das Losverfahren im Grunde genommen 2.500 Jahre

lang vergessen wird und dann auf einmal ab den 70er-Jahren

auftaucht wieder.

Es wird wieder erfunden.

Viele der Neu-Erfinder denken sich, wir brauchen eine Antwort

auf die Krise der repräsentativen Demokratie.

Erster Neu-Erfinder ist er.

Peter Dienel von der Bergischen Universität Wuppertal.

Der Soziologe denkt sich 1971 eine völlig neue Methode aus,

um Bürgerinnen und Bürger in die Lage zu versetzen,

gute Entscheidungen für alle zu treffen.

Wir arbeiten zusammen mit Menschen, die im Zufall ausgesucht werden,

über die Einwohner-Melle-Ämter.

Und die beschenkt werden mit der Möglichkeit,

eine Woche lang auf Staatskosten in sogenannten Planungszellen

sich zu informieren über ein konkretes Problem.

Lösungsalternativen zu entwickeln und zu bewerten,

werden dann zu einem Bürgergutachten zusammengefasst

und der Auftrag gebliebenen Stelle vorgelegt.

Eine Planungszelle besteht aus 25 ausgelosten Personen.

Davon gibt es vier bis 20 gleichzeitig.

Alle werden zuerst informiert,

diskutieren dann in kleinen Gruppen, die ständig wechseln

und nach vier Tagen wird über die Ergebnisse abgestimmt.

Für ihre Arbeit erhalten die Ausgelosten einen Lohn.

Und damit jeder mitmachen kann,

werden sie von sämtlichen Verpflichtungen befreit.

Was ist die Basis Demokratie nennen?

Sicher, und zwar eine, die millionenfach vermehrfachbar ist.

In den ersten Planungszellen geht es um lokale Probleme.

Doch bald reden die ausgelosten bundesweit über Themen wie Energie

oder Telekommunikation.

500 Leute diskutieren in 25 Planungszellen bezahlt von der Regierung.

Dienel stellt wissenschaftlich fest,

dass das Verfahren funktioniere.

Vor allem seien sie in der Lage,

komplexe Probleme zu diskutieren und anschließend Entscheidungen zu treffen.

Dienel stellt das Projekt zahlreichen Abgeordneten vor.

Sein Ziel ist, dass jeder Mensch ein paar Mal in seinem Leben

an einer solchen Planungszelle teilnimmt.

Dass millionen Menschen diesen politischen Urlaub genießen können.

So begeistert der Erfinder von seiner Idee war,

die Reaktionen darauf waren, eher zurückhaltend.

Es fanden zwar bis zu seinem Tod über 400 Planungszellen statt

und er bekam das Bundesverdienstkreuz.

Aber durchsetzen konnte sich seine Idee nicht.

Ich habe noch nie davon gehört.

Es ist auch so ein bisschen unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die Planungszelle ist sehr wenig direkt exportiert worden.

Es gibt kein Land der Welt mit mehr durchgeführten Planungszellen

als Japan.

Es gibt teilweise bis zu 50 Projekte im Jahr.

Erfolgsgeschichte auf jeden Fall.

Aber Exportschlager wie deutschen Machinenbau ist es nicht gewesen.

Ein Nachteil ist natürlich,

dass mein Vater völlig unstrategisch sein Buch,

zwar ins Polnische, hat übersetzen lassen

und ins Japanische auch, aber eben nicht ins Englische.

Allerdings kamen 17 Jahre nach Erfindung der Planungszelle

ein amerikanischer Forscher auf eine ähnliche Idee.

Seine Strategie sofort eine große Öffentlichkeit herstellen.

Den ersten wichtigen Impuls gab der Fernsehsender Channel 4.

Den muss ich wirklich danken.

Ohne sie wäre ich nur irgendjemand mit irgendeiner Idee geblieben.

Die Show lief 1994 auf dem britischen Sender Channel 4.

Für Fischkinds Projekt war das Fernsehen von entscheidender Bedeutung.

Sie sind ausgelost worden und haben nun die Chance,

Geschichte zu schreiben.

Wir können erleben, wie die Macht auf das Volk übergeht

und ein Exempel statuieren.

Für Demokratien in der ganzen Welt.

Einzige Voraussetzung, die Bürger müssen mitdenken.

Ich habe 48 Stunden gebraucht.

Ich habe die Zeit, um die Leute zu denken.

Ich habe 48 Stunden gebraucht.

Tony Blair war der erste Politiker, der vor so einem

Deliberationsforum erschien.

Das erzeugte viel Aufmerksamkeit.

So konnte ich dann PBS gewinnen.

In der Show des US-Senders PBS von 1996

sollte das Deliberative Polling auch der amerikanischen Bevölkerung

erklärt werden.

Vergangenes Wochenende checkten 250 Freiwillige aus Zentraltexas

ein, um sich vorzubereiten.

Diese Repräsentanten erhielten zuerst Material,

mit dem sie informiert werden über verschiedene Themen.

Dann teilen sie sich in kleine Gruppen von 12 bis 15 Personen.

Anders als bei Dinell dauert es bei Fischkin nur ein Wochenende

und die Diskussionen werden moderiert.

Für die Akzeptanz soll die TV-Show eine besondere Rolle spielen.

Das war artinische Demokratie, angepasst an unser TV-Zeitalter.

Wir haben unsere politische Innovation mit sozialwissenschaftlicher

Erkenntnis zu kombinieren.

Wir steckten das ganze Land in einen Raum und sorgten für Bedingungen,

unter denen es sich nachdenken lässt.

Und dann haben wir etwas Interessantes festgestellt.

Sobald die Menschen anfingen, miteinander zu diskutieren,

haben sich ihre Ansichten dramatisch geändert.

Schlüssel waren nicht nur neue Informationen.

Der Schlüssel war vor allem, dass sie lernten, einander zuzuhören.

Das war aber abschieben.

Nach den Beratungen wollten das nur noch 40 Prozent.

Was ist passiert?

Sie haben gelernt, einander zuzuhören.

Fischkin kann belegen,

dass Menschen durch den Prozess der Deliberation anders denken und entscheiden.

Durch die Kombination von Informationen und Diskussionen mit anderen,

beginnen sie, die Perspektiven zu wechseln

und Abstriche an den eigenen Positionen zu machen.

So dass eine geloste Gruppe nach dem Prozess

in den Beratungen trifft als vorher.

Weil es diese Fernsehauftritte gab,

ich alle Daten und Ergebnisse beieinander hatte

und in einem Aufsatz veröffentlichte,

konnte sich unsere Idee weltweit verbreiten.

Fischkins Deliberative Paws werden zum Export schlager

und funktionieren in Australien genauso gut wie in Dänemark oder China.

Unsere Beteiligten in Bulgarien waren dankbar dafür,

als herauskam, dass die bulgarische Bevölkerung bereit war,

auch Roma-Kinder in ihren Schulen zu akzeptieren.

Der Bürgermeister von Ulan Bator wollte wissen,

was sich die Menschen am meisten wünschen.

Er glaubte, das seien Dinge wie eine U-Bahn.

Wie sich aber herausstellte, wollten sie etwas ganz anderes,

nämlich Heizungen und gut isolierte Schulen.

Wie sie vielleicht wissen, ist Ulan Bator die kälteste Hauptstadt der Welt.

Als wir das Projekt durchführten, herrschten dort minus 35 Grad.

Jetzt sind alle Schulen isoliert.

Auf einem Bild sieht man uns alle unter der Statue von Jingis Khan,

was ziemlich amüsant ist.

Im Laufe des Prozesses wurde sogar die Verfassung des Landes geändert.

Unser Projekt funktioniert auch in Teilen der Welt,

in denen die Bevölkerung relativ wenig Bildung erfahren hat.

Wir leiten sie einfach mit Videomaterial an.

Zwei Projekte in Uganda, eines in Ghana,

zwei im Senegal, eines in Malawi und eines in Tanzania.

Und wir haben im Europäischen Parlament in Brüssel

zwei Deliberationsprozesse gemacht,

in allen Sprachen gleichzeitig mit Übersetzung über Kopfhörer.

Wir waren in 32 Ländern, insgesamt 110 Projekte.

Und tatsächlich haben wir in einigen Fällen politische Entscheidungen beeinflusst.

In Irland wurde erst die Homo-Ehe eingeführt

und dann das Abtreibungsverbot abgeschafft.

Themen, an die sich im katholischen Irland

vorher keine Partei herangetraut hatte.

Der Erfolg in Irland überzeugte auch andere Regierungen.

In Deutschland wurden drei nationale Bürgerräte unter anderem

durch das Institut von Hans-Lud Gardinell veranstaltet.

Und in Frankreich begleitet Antoine Wehrn die Kommission

Situyen.

Inzwischen ist eine regelrechte Bürgerratsindustrie entstanden.

Nur an einem fehlt es noch.

An Leuten, die mitmachen.

Die Ruckloff-Kurte ist bei fünf Prozent im Durchschnitt.

Die geht manchmal bis 40 Prozent.

Es gibt manche Fälle, das geht um auf zwei Prozent runter.

Fünf Prozent?

Nicht gerade viel.

Mal ehrlich, hättet ihr Lust gelohnt,

zu werden?

Darauf ein ganzes Wochenende mit fremden Menschen

in einem Hotel zu verbringen, um zu diskutieren?

Hinzu kommt, viele Ausgeloste fühlen sich veräppelt,

wenn sie eine Einladung bekommen, der steht,

dass sie etwas Politisches zu entscheiden hätten.

Aber in zahlreichen Feldversuchen wurde nachgewiesen,

dass die Quote steigt, wenn eine Politikerin oder ein Politiker

anruft oder klingelt, statt nur einen Brief zu schicken.

Doch für aufwendige Einladungen fehlt oft das Geld.

Und die 80 Euro Aufwandsentschädigung sind offenbar nicht verlockend genug.

Ein weiteres Problem?

Es hat empfehlenden konsultativen Charakter.

Und das Misstrauen der Bürgerinnen und Bürger ist ja,

dass das nur eine Quasselbude ist,

dass da keine Macht dahinter steckt,

anders als etwa beim Volksentscheid.

Während in Irland die Ergebnisse dieser Quasselbuden

in eine Volksabstimmung mündeten

und danach sogar die Verfassung geändert wurde,

trauen die meisten anderen Länder, inklusive Deutschland und Frankreich,

den Ausgelosten offenbar noch nicht so viel zu.

Ihre Vorschläge sind nicht bindend.

Den Verantwortlichen steht frei, was davon umgesetzt wird und was nicht.

Und obwohl Macron versprach,

dass es nach dem französischen Klimabürgerat ein Referendum gibt,

hielt er sich nicht daran.

Er zeugt, je mehr Leute mitmachen,

umso weniger lassen sich ihre Entscheidungen ignorieren.

Deshalb vorstellt er seit ein paar Jahren daran,

wie die Menschen auch online teilnehmen können.

Das spare 80% der Kosten und könne noch mehr Menschen einbeziehen.

Wie viel daran teilnehmen können, dafür gibt es kein Limit.

Es ist eher eine Frage von Serverkapazität und Kosten.

Unser Ziel ist, dass Millionen von Menschen mitmachen.

Das Ganze würde auch in einem globalen Maßstab funktionieren.

Die Menschen wären überrascht, wenn sie sehen würden,

wie die Weltbevölkerung eigentlich tickt.

Vielleicht wird Dienels Vision aus den 1970ern doch noch wahr,

dass die Leute sich darüber austauschen, was sie wollen

und darüber Einfluss gewinnen.

Fischkind will bald Millionen Menschen für die Politik rekrutieren.

Aber reicht so ein Wochenende aus,

um die Demokratie zu retten?

Und brauchen wir das überhaupt alles, um den Willen des Volkes zu ermitteln?

Gibt es dafür nicht neue, bessere Methoden?

Ich gehörte zu den ersten Forschern, die darauf hingewiesen haben.

Unternehmen und Regierungen können mit Hilfe von Algorithmen

die Spuren, die wir im Netz hinterlassen, so auswerten,

dass sie viel mehr über uns wissen, als wir uns vorstellen können.

Ich denke, das ist das, was ich denke.

2012 erfindet Michał Kosinski eine Methode,

um aus Facebook Likes unsere Persönlichkeit so zusammen zu puzzeln,

dass er uns mit 70 Likes besser kennt als unsere Kolleginnen und Kollegen,

mit 150 besser als unsere Eltern und mit 450 sogar besser,

als wir uns selbst.

Dabei ist egal, was mein Liked, durch die Daten lässt sich offenbar

mehr über uns erfahren, als die besten Psychologen der Welt raus bekämen.

Vor ein paar Jahrzehnten galt das noch als Science-Fiction.

1955 schrieb der Autor Isaac Erzimoff die Kurzgeschichte Franchise.

Darin losst ein Computer namens Multivec jedes Jahr

einen Wähler des Jahres aus, der Fragen beantworten soll.

Aus den Antworten und anderen Daten werden die Wahlergebnisse

einfach errechnet.

Und niemand muss mehr wählen gehen.

2016 wertete die südafrikanische Firma BrandsEye Tweets aus

und sagte im Gegensatz zu allen anderen Meinungsforschungsinstituten

den Wahlsieg Trumps und dann den Brexit voraus.

Okay, dass Social Media Plattformen mehr Informationen haben

als Umfrageinstitute, klingt nicht überraschend.

Doch was, wenn diese Algorithmen nicht nur zu einer Lüse benutzt werden,

sondern auch, um Politik zu machen?

Kraschinski's Methode gelangte über zwielichtige Umwege

in die Hände der Firma Cambridge Analytica.

Die behauptete, damit die US-Wahl 2016 und den Brexit beeinflusst zu haben,

indem sie Persönlichkeits-Tests und Facebook-Informationen kombinierten

und dadurch gewusst haben wollen,

bei wem welche Wahlwerbung am besten wirkt.

Aber solche Unternehmen gab es schon viele Jahrzehnte davor.

Als Barack Obama das machte, jubelten ihm alle zu und sagten,

das ist erstaunlich, endlich versucht mal wirklich jemand,

die Wähler dort zu erreichen, wo sie sind, im Internet

und zu verstehen, was sie wirklich wollen

und er kommuniziert auch mit ihnen, wie sie es wollen.

Und dieses Wissen dann zu nutzen,

um politische Botschaften effizienter zu verbreiten.

Heute weiß jeder über Cambridge Analytica Bescheid.

In der Freiheit gab es damals hunderte von Unternehmen,

die sehr ähnliche Technologien einsetzten,

um Verbraucher oder Wähler zu beeinflussen,

bestimmte Produkte zu kaufen oder für bestimmte Politiker zu stimmen.

Der Einfluss in Cambridge Analytica mit diesem Modell hatte,

ist meiner Meinung nach maßlos übertrieben.

Dazu muss man sehen, dass im Hintergrund ja noch ganz andere Sachen gelaufen sind.

Trump hat wirklich Millionen für Online-Berbung ausgegeben.

Wir haben eine Tausend unterschiedliche Versionen gemacht.

Wenn man Cambridge Analytica jetzt vergleicht,

mit dem, was Facebook jeden Tag macht,

dann muss man wirklich einfach sagen, das ist primitiv

und eben ganz, ganz kleines Stil.

Weil Facebook hat ganz, ganz andere Daten selber zur Verfügung.

Heute hat niemand wirklich überhaupt noch einen Überblick,

welche Systeme da genau eingesetzt werden

und auch, wie die funktionieren.

Diese Technologie ist heute 15 Jahre alt.

Sie ist mittlerweile irrelevant geworden

und wurde durch viel modernere Technologien

und viel leistungsfähigere Algorithmen ersetzt.

Politiker aber reagieren erst heute darauf und regulieren etwas,

dass bereits vor 15 oder 20 Jahren hätte reguliert werden müssen.

Das ist gerade das Schöne am freien Willen.

Ich kann ja sogar sagen, ich weiß,

dass alle KI-Systeme von mir wollen,

dass ich das und das und das mache

und jetzt mache ich genau deshalb was ganz anderes.

Das wird bleiben.

Die eigentliche Dystopie besteht aber darin,

dass dieses bisschen Freiheit, was ich habe,

eigentlich überhaupt gar keine Rolle mehr spielt.

Weil vorher schon die politischen Programme in eine Richtung gedreht sind,

dass ich sowieso nur noch nachher zwischen Sachen entscheiden kann,

die auf Basis von künstlicher Intelligenz schon optimiert sind

und in der Zukunft nicht mehr frei gleich und geheim sind.

Also das ist die Lage.

Wir werden von Technologien analysiert

und möglicherweise in unseren Wahlentscheidungen beeinflusst.

Technologien, deren Mechanismen wir nicht genau kennen.

Inwiefern haben wir dann überhaupt noch eine Wahl?

Wenn wir davon ausgehen,

dass Wahlen in Zukunft nicht mehr freigleich und geheim sind,

dann haben wir ein ganz massives Problem

im Bereich der politischen Theorie,

wo wir uns die Systemfrage stellen müssen

und wo wir uns fragen müssen,

wie wollen wir denn eigentlich in Zukunft leben?

Und das ist genau das, was auch generell Punkte sind,

die künstliche Intelligenz nie übernehmen kann.

Künstliche Intelligenz kann nicht

in offenen Situationen diese Entscheidungen treffen.

Wir müssen entscheiden.

Wir müssen uns überlegen, wie wollen wir leben,

wie soll unser politisches Gemeinwesen aussehen

und wie wir dafür tun?