All language subtitles for Lulu (Rolf Thiele, 1962) ger

Dies Schauspiel ist nicht neu. Doch seine
Freude hat man stets dabei zu locken,

zu verführen, zu vergiften, zu morden -
Unheil anzustiften.

Mit heißer Wollust und mit kaltem Grauen
des Lasters Kindereinfalt zu bestaunen.

Hereinspaziert, ihr stolzen Herren
und lebenslustigen Damen!

Hereinspaziert in eure Menagerie!

Nun, was sagt der Herr?

Exzellent.

Ich kann dich entlassen.
- Wohin?

In die Gesellschaft.
Ich werde dir einen Mann suchen.

Aber ich hab doch einen Mann!
Willst du mich los sein?

Im Gegenteil.
Du sollst nur heiraten.

Zwischen uns beiden braucht sich dadurch
nichts zu ändern. - Aber ich gehöre nur dir.

Ohne dich wäre ich...

Ich will nicht sagen, wo. Ich habe alles
getan, was du von mir verlangt hast,

aber... auf Kommando lieben,
das werde ich nicht können.

Das sollst du auch nicht.

Das verstehe ich nicht.

Du brauchst einen wohlhabenden,
soignierten Mann

von sozialem Rang
in ungefährlichem Alter.

... einen soignierten Mann
in ungefährlichem Alter...

(Ruhige Violinmusik)

Ist dir wohl?
- Tanze!

Bin ich schlecht gewesen
und du hast es nicht zeigen wollen?

Tanze! Tanze!

(Musik wird schneller)

Bussi?

(Glocke klingelt)

Oh!

Die gelben Pillen.
Wahrscheinlich im Ordinationszimmer.

Nicht nötig!

Bitte.

Hinaus! Madame ist nackt!

Wissen Sie, dass ich die Dame
von einer ganz neuen Seite kennen lerne?

Wenn Sie vielleicht hierher treten wollen,
so weit wie möglich zurück.

Oh, Pardon!

Was ist denn das?

Kennen Sie sie? - Nein.
Wie kommen Sie zu ihrer Bekanntschaft?

Wie man eben dazu kommt. Ein alter Herr,
Medizinalrat Doktor Goll, fragt bei mir an

und fragt mich, ob ich seine Frau
malen kann. Natürlich kann ich.

Anderntags Punkt 10 bringt der Alte
dieses Engelsgesicht hierher zu mir.

Das süße Geschöpf huscht in die Kammer,
er postiert sich wie eine Schildwache davor,

zwei Minuten später kommt sie so heraus,
in diesem Kostüm.

Ich habe nie so was gesehen.
Mir schießt oft das Blut in den Kopf.

Das sieht man dem Bild an. - Sie hat den
Mund nur nicht aufgetan. - Ist's möglich?

Dabei von einer Koketterie... - Wie kommen
Sie auf den entsetzlichen Verdacht?

Es gibt Dinge, von denen sich unsere
Schulweisheit nichts träumen lässt.

Im Übrigen: Wenn Sie ihre Bekanntschaft
machen wollen... - Nein, danke.

Renne nicht so! Du vergisst immer,
dass du eine Dame bist.

Ach, Verzeihung, darf ich vorstellen...
- Frau Medizinalrat, Herr Medizinalrat...

Welcher Wind führt Sie denn hierher? - Ich
habe mir das Bild meiner Braut angesehen.

Ihrer Braut?
- Sie lassen also auch hier arbeiten?

Sieh da!
Bezaubernd! Entzückend!

Wo halten Sie sie denn versteckt?
- Das also ist das Wunderkind,

das Sie zu einem Menschen gemacht hat.
Ist sie wirklich so ernst?

Wohl noch eine Nachwirkung
der Pensionszeit, gnädige Frau.

Lass uns keine Zeit verlieren, Nelly!
Hopp, hopp!

Wenn Frau Medizinalrat bitte
so freundlich sein wollen...

Ich habe sie in unserem Ehekontrakt
nämlich "Nelly" getauft.

Glauben Sie wirklich, dass der Name so viel
dabei ausmacht? - "Nelly" klingt so jung.

Aber ich wollte ja gehen. Ich habe Alwa
versprochen, mir die Probe anzusehen.

Ach ja, die Revue! Lässt der Alwa
heute schon in Kostümen tanzen?

Extra für seinen Vater.
Deswegen muss ich ja hin.

Wie der Blitz!

Nun, wie gefalle ich dir?
- Sie beschämen die kühnste Fantasie.

Sie hat eine so weiße Haut,
wie ich sie noch nirgends gesehen habe.

Ich sitze meistens hier. Ich finde,
sie sieht von hier noch vorteilhafter aus.

Ich bitte sehr!
Ich bin von allen Seiten gleich vorteilhaft.

Das rechte Knie, Frau Medizinalrat,
vielleicht etwas weiter vor.

So?
- Ja, so ist's sehr gut. Sehr gut.

Sie müssen sie flott hinwerfen!
Fassen Sie den Pinsel etwas länger an.

Jawohl, Herr Medizinalrat.
- Malen Sie mir die Lippen etwas geöffnet.

So, sehen Sie.

Du musst dich so verhalten, als wäre unser
Raffael gar nicht da. - Ein Maler ist doch

eigentlich gar kein Mann. - Ich glaube nicht,
dass Sie von einer rühmlichen Ausnahme

ohne Weiteres auf die ganze Zunft
schließen dürfen.

Sagen Sie... In der Revue
treten viele neue Tänzerinnen auf.

Wollen Sie mit aussortieren?
Begleiten Sie mich doch. - Unmöglich!

Den Menschen allein lassen? Der verpatzt
mir ja das Bild! Das Haar ist schlecht!

Sie sind nicht genug bei der Sache!
Wenn man diesem Rembrandt

nicht jeden Pinselstrich expliziert...
Wie sind denn die Kostüme? - Ein Nichts!

Nichts? Gut!
Ein wenig wird es sein.

Diese elende Kleckserei. Sie wissen,
ich habe eine Schwäche für den Tanz.

Auf ein paar Minuten...
- Das Theater ist hier gleich um die Ecke.

Ein Sprung hin, ein Sprung her.
Es müsste gehen.

Bin gleich wieder da, Nelly! Ich werde sehen,
was Sie in der Zwischenzeit gemalt haben.

Ich sehe mir nur im Theater kurz
die Probe an. - Frau Medizinalrat.

Er lässt mich allein.
Wer hätte das für möglich gehalten?

Brotkorb und Maulkorb.
Diese verdammte Gesellschaft...

Wenn ich Frau Medizinalrat
ersuchen darf, das Knie...

(Klaviermusik aus einem Nebenzimmer)

(Klaviermusik verstummt)

Ich habe ihr gesagt, sie soll nicht spielen,
wenn ich Kundschaft habe.

Aber wahrscheinlich hat sie die Tür gehört
und hat geglaubt, Sie sind weggegangen.

Wollen wir meinen Wagen nehmen
oder fahren wir mit Ihrem? - Ach was.

Das Theater ist hier gleich um die Ecke.
- Ach ja.

(Schritte im Flur)

Hören Sie nicht?

Es kommt jemand.
- Ich wusste es ja.

Es ist der Hausmeister. Er fegt die Treppe.
- Gott sei Dank.

Erzählen Sie mir doch was.
Gehen Sie viel auf Bälle? - Nee.

Was tun Sie denn zu Hause?
- Tanzen.

Zu Hause? Widert Sie das nicht an?
- Sie finden mich hässlich?

Sie verstehen mich nicht.
Wer gibt Ihnen denn Unterricht?

Er.

Wer?
- Er.

Er?

Er spielt Violine.

Man lernt jeden Tag
ein neues Stück Welt kennen.

Wie tanzen Sie für ihn?
Im Kostüm?

Oder nackt?

Ich kann nicht mehr.
- Malen Sie doch.

Ein Stiefelputzer hat es wenigstens
nur mit den Füßen zu tun.

Was treibt den Kerl in diese Probe? - Mir
wäre es auch lieber, er wäre dageblieben.

Kommen Sie mir nicht näher!

Das rechte Knie. - Lassen Sie mich in Ruhe!
Sie bekommen mich noch lange nicht!

Sie verstehen keinen Scherz! - Doch,
ich verstehe alles. Mit Gewalt erreichen Sie

gar nichts bei mir.
Sie haben kein Recht, mich zu belästigen!

Setzen Sie sich hinter Ihre Staffelei!
- Lassen Sie uns doch Frieden schließen.

Bleiben Sie mir vom Leib!

Ich sehe über alle Städte der Erde hinweg.
- Ich schüttle, bis Sie herunterfallen.

Lassen Sie meine Beine los.

Ich werfe die Leiter um!

Ich hab Ihnen ja gesagt, dass Sie mich nicht
bekommen werden! - Das wollen wir sehen.

Barmherziger Gott! - Das Loch
haben Sie selber hineingeschlagen!

Ich bin ruiniert.
Meine Reise, meine Ausstellung...

Jetzt ist mir alles egal! - Sie hat einen
neuen Menschen aus ihm gemacht.

Jetzt kenne ich kein Erbarmen mehr!

Huch!

(Lulu) Lassen Sie mich in Ruhe!

(Klaviermusik)

Mir wird schwindlig...

Gott, oh Gott...

Er kann zurückkommen!

Wie ist dir?

Als wäre ich ins Wasser gefallen.

Ich liebe dich.

Ich liebte einmal einen Studenten...
- Nelly!

... mit 24 Schmissen.

Ich liebe dich, Nelly!
- Ich heiße Lulu.

Ich werde dich Eva nennen.

Wissen Sie,
wie viel Uhr es ist?

Halb elf.

Du liebst mich nicht!
- Es ist fünf Minuten nach halb elf.

Gib mir einen Kuss, Eva!

Sie riechen nach Tabak.

Warum sagst du nicht "du"?
- Es würde unbehaglich.

Du verstellst dich.
- Das hatte ich niemals nötig.

Du hast noch nie geliebt.
- Sie haben noch nie geliebt.

(Klopfen an der Tür)
Machen Sie auf!

Verstecken Sie mich!
- Aufmachen!

Er schlägt mich tot!
Er schlägt mich tot!

(Heftiges Klopfen)
Macht doch auf!

(Dr. Goll keucht)

Hunde!

(Stöhnt vor Schmerzen)

Herr Medizinalrat... - Bringen Sie doch
erst das Atelier in Ordnung.

Wir müssen ihn auf die Ottomane legen!
- Nein, nein. Er ist zu schwer.

Fassen Sie ihn mal in die Tasche, ob er
Tabletten bei sich hat. - In welche?

Herr... Herr Medizinalrat...

Er antwortet nicht. Ich muss zum Arzt,
ich bin sofort wieder zurück!

Lassen Sie mich doch... nicht allein.

Auf einmal springt er auf.

Bussi!

Er lässt sich nichts merken

und beobachtet jeden Schritt,
den ich tue.

Er hat mich überall im Auge.

Bussi?

Ein wildfremdes Gesicht.

Es ist ihm ernst.
Er lässt mich sitzen.

Der Tanz ist aus.

Was fang ich an?

Wer sind Sie?
- Wo ist Schwarz?

Er holt einen Arzt.

Gräfin Geschwitz.

Er braucht keinen Arzt mehr.

Was soll ich jetzt tun?
- Zieh dich um.

Das habe ich nicht getan. Er verfolgte mich.
- Ich hätt's mir denken können.

Warum ließen Sie es zu?
- Geh!

Wer sind Sie?
Wie kommen Sie hierher?

Tut mir leid, dass wir uns unter
solchen Umständen begegnen, Herr Schön.

Sie kennen mich? Woher?
- Ich kenne die Geschichte der jungen Dame.

Ich habe mich erkundigt.
- Sind Sie Journalistin?

Seit ich sie gesehen habe,
verfolgt mich ihr Bild. Und ich verfolge sie.

Vielleicht ist der Augenblick günstig.
Ich könnte mit ihr eine Weltreise machen.

Wäre es Ihnen nicht auch recht,
wenn sie nicht mehr hier lebte?

Sie muss wieder heiraten.
Vielleicht diesen Maler.

Nein!

Nein?

Wollen Sie sie heiraten?

(Lulu) Wie der Blitz.

Wohin ich gehe, er sieht mich an.

Ein Toter sieht jeden an.

Jemand muss ihm die Augen zudrücken.
Tun Sie's?

Oder Sie?

Würden Sie mir das Kleid zumachen?
Meine Hand zittert so.

Eva?

Befehlen?

Ich finde, du siehst heute
außerordentlich reizend aus.

Das kommt auf die Ansprüche an.

So eine Gurke will gemalt sein.

Was hast du vergangene Nacht geträumt?
- Das hast du mich schon zweimal gefragt.

Die Post!
Ich gehe jetzt zur Modistin.

Haben Sie sonst noch etwas für mich,
gnädige Frau? - Nichts.

Ich zittere vor Neuigkeiten. Ich fürchte
jeden Tag, die Welt könnte untergehen.

Meine "Tänzerin", verkauft für 5.000.
- Wer schreibt denn das?

Sedelmeier aus Paris.

Das ist das dritte Bild seit unserer
Verheiratung, mein Schätzchen!

Manchmal glaube ich, ich bin
meinem Glück gar nicht mehr gewachsen.

Ich habe mich zu lange
gedulden müssen.

Sieh da:
"Herr Kommerzialrat Zarnikow beehrt sich,

Ihnen von der Verlobung seiner
Tochter Charlotte Marie Adelaide

mit Herrn Doktor Schön
Mitteilung zu machen."

Eva...

Mir ist täglich,
als sähe ich dich zum ersten Mal.

Du bist schrecklich.

Ich bin mir vollständig
abhanden gekommen.

(Türklingel)

Geh du! Henriette ist nicht zu Hause.
- Und wenn es der König von Siam wäre.

Vielleicht ist es ein Kunsthändler.
- Ach so, ja.

Ein Bettler. Ich habe kein Kleingeld bei mir.
Bitte, gib du ihm was. - Mhm.

Dass wir nicht vergessen,
dem Doktor Schön zu gratulieren.

Ich hatte ihn mir ein bisschen chevaleresker
vorgestellt. Ein wenig mehr Nimbus.

Was fällt dir ein, ihn anzubetteln?
- Meine Geistesgegenwart.

Du sagtest, er hält sich morgens
sonst immer allein... - Ja, ja, schon gut.

Komm hier rein.

Wie viel brauchst du?
- 200. Wenn du so viel flüssig hast.

Meinetwegen 300.
Mir sind einige Klienten verduftet.

Ah! Wie bei mir.

Vor hundert Jahren.
- Mhm. Diese Teppiche!

Ich gehe am liebsten barfuß darauf. - Ja,
das glaube ich, mein Kind, das glaube ich.

Superb, superb.

Aber ein schlechter Maler.
- (Lulu) Bedien dich.

Danke. Was ist das?
- Absinth.

Trinkt er? - Noch nicht.
- Na, sollte er aber!

Bewahr dir deine Schwungkraft,
meine kleine Lulu!

Dass du mich Lulu nennst...
- Habe ich dich jemals anders genannt?

Ich heiße seit Menschengedenken
nicht mehr Lulu.

Ja, wie heißt du jetzt? - Eva.
- Ja, das ist gehupft wie gesprungen.

Ich höre darauf.
- Was ist das? - Chypre.

Riecht das besser als du? - Das dürfte
dich wohl nicht mehr bekümmern.

Wer hätte diesen königlichen Luxus
vorausgeahnt? - Wenn ich zurückdenke...

Treibst du immer noch Französisch?
- Ich liege und schlafe.

Das ist vornehm. Das sieht immer
nach was aus. Auf jeden Fall ist dir wohl.

Blödsinnig!
- Wohler als bei dem alten Tanzbären.

Ich tanze nicht mehr.
- Für den war es auch Zeit.

Jetzt bin ich...
- Sprich, wie es dir ums Herz ist, mein Kind.

Ich hatte Vertrauen in dich, als noch nichts
an dir zu sehen war als deine großen Augen.

(Walter) Eva? Du gehst weg?
- Ja.

Was macht der Mann hier?
- Ein Wahrsager.

So ist es.
- Und was sagt er?

Das Beste, werter Herr.
Ein reiches Haus, ein glückliches Haus.

Danke, danke. Hast du ihm schon
was gegeben? - Ja, ja.

Ich bekam reichlich.
Mein Kompliment.

Ich habe das Gefühl, dem Stillleben
fehlt noch irgendetwas.

Es ist noch nicht expressiv genug.

Dann mal halt noch etwas dazu.
- Ja, aber was?

Hm, vielleicht einen Schinken.
- Was? "Einen Schinken"...

Schräg angeschnitten.

Also, von Kunst versteht mein Schätzchen
leider nichts.

Einen Schinken...

(Hunde bellen)

Im Winter ist alles so durchsichtig.
- Mhm.

Papa hat Besuch.

Hochzeitsbesprechungen?

Wie geht es im Theater?
- Die neue Einstudierung verspricht einiges.

Sie waren eben schon im Aufbruch.
Ich gehe mal nachsehen. Warten Sie.

Morgen!

Was fällt dir ein?

Es ist so schwer für mich zu erraten,
wann ich willkommen bin.

Gestern war ich es noch.
- Ich spreche nicht von gestern.

Habe ich dich nicht gebeten,
deine Besuche bei mir einzustellen?

Was fürchten Sie denn jetzt noch,
wo Sie am Ziel Ihrer Wünsche sind?

Keine Komödie.
Ich habe mich verlobt. Endlich.

Ich habe jetzt den Wunsch, meine Braut
unter ein reines Dach zu führen.

Sie ist entzückend aufgeblüht
in den letzten zwei Jahren.

Wir können uns treffen, wo Sie wollen.
- Wir werden einander nirgends treffen.

Es sei denn,
in Gesellschaft eines Mannes.

Sie glauben doch selber nicht an das, was
Sie jetzt sagen. - Er ist ein Kindergemüt.

Er wäre deinen Seitensprüngen
sonst längst auf die Spur gekommen.

Er ist kein Kindergemüt, er ist banal!

Er pocht darauf, dass er
den Heiratskontrakt in der Tasche hat.

Die Mühe wäre überstanden. Jetzt kann
er sich geben und gehen lassen, wie er will.

Ich verkomme. Er nennt mich "Schätzchen"
und "kleines Teufelchen".

Er würde jeder das Gleiche sagen.
Er sieht nichts. Er ist blind.

Wenn dem die Augen aufgehen...
- Er liebt mich!

Das ist freilich fatal.
- Verführen Sie ihn.

Bringen Sie ihn in schlechte Gesellschaft.
Sie haben die Möglichkeiten.

Kommen wir zu einem Ende.
Ich hab dich verheiratet.

Ich hab dich zweimal verheiratet.
Du lebst im Luxus. Ich habe deinem Mann

eine Position geschaffen.
Aber was hilft mir dein Verheiratetsein,

wenn man dich zu jeder Stunde des Tages
bei mir ein- und ausgehen sieht?

Lass mich jetzt aus dem Spiel!
Ich habe Jahre vergeudet, auch an dich.

Wirf dich mir nicht
zum dritten Mal in den Weg.

Du zwingst mich sonst zum äußersten Mittel:
Deinem Mann die Augen zu öffnen.

Das kannst du nicht wollen.
- Was ich will...

Also gut.

Was sollte das ändern? - Alles!
Ich muss endlich die Hände frei haben.

Ich habe den Eindruck,
mein Vater ist sehr ratlos.

Wissen Sie noch, wie wir uns hier
zum ersten Mal begegnet sind?

Sie trugen ein viel zu großes Kleid.
- Ja.

Und Sie spielten Theater
und fragten mich, ob ich mitspielen wolle.

Oh ja, wir spielten Theater. Es war mir
noch lange die entsetzlichste Erinnerung,

wie ich mit einem Mal sah,
was hier wirklich gespielt wurde.

Da wurden Sie eisig gemessen
gegen mich.

Ich sah etwas so unendlich hoch
über mir Stehendes in Ihnen.

Ich hegte vielleicht eine höhere Verehrung
für Sie als für meine Mutter.

Als meine Mutter starb, forderte ich meinen
Vater auf, dass er Sie augenblicklich

zu seiner Frau mache,
sonst müssten wir uns duellieren.

Wussten Sie das?

Ja. Das hat er mir damals erzählt.

Achtet sie mich nicht?
- Nein.

Ich verstehe das irgendwie, weil...

... ich komme von unten her.
Von ganz unten. Sie...

... ist von oben her.
Das ist ganz natürlich.

Das kann ich ihr auch gar nicht
übel nehmen. Wolltest du mir das sagen?

Ich wollte sagen: Nimm sie etwas mehr
unter Aufsicht. - Ich sie?

Wir sind keine Kinder.
Sie fordert, ernst genommen zu werden.

Na ja, aber... aber was tut sie denn?

Rechne dir es genau an den Fingern ab,
was du ihr verdankst.

Dann...
- Was tut sie?

Und dann mach dich für deine Fehler
verantwortlich und nicht sonst jemand.

Mit wem?
- Wenn wir uns schießen wollen...

Du? - Ich kann dich in deiner Blindheit
nicht so weiterleben lassen.

Das Mädchen verdient,
eine anständige Frau zu sein.

Sie hat sich, seit ich sie kenne, zu ihrem
Vorteil entwickelt. - Seit du sie kennst?

Seit wann... kennst du sie denn?
- Seit ihrem vierzehnten Jahr.

Davon weiß ich ja gar nichts.
- Abgerissen, barfuß, zerlumpt.

Sie verkaufte Blumen.
Großer Gott!

(spöttisch) "Von oben her"...

Sie kommt von der Straße,
von der ich sie weggeholt habe.

Oh Gott.
- Mit "Oh Gott" ist nichts gewonnen.

Ich erweise dir einen Freundschaftsdienst,
begreif das doch!

Ich will dich nicht erschrecken,
ich will dir helfen.

Sie sagte, sie habe noch nie geliebt.

Wenn eine Witwe das sagt...

Woher kannte Doktor Goll sie denn?

Durch mich. Als ich nach dem Tod
meiner Frau die ersten Verbindungen

zu meiner gegenwärtigen Verlobten
anknüpfte, stellte sie sich dazwischen.

Sie hatte sich in den Kopf gesetzt,
meine Frau zu werden.

Und als ihr Mann dann starb?
- Du hast eine halbe Million geheiratet.

Du bist heute einer der ersten Künstler,
dazu kommt man nicht ohne Geld.

Ich ahnte es.
Eines Tages wird alles aufhören.

Wäre ich nur geblieben, wo ich war.

Was jetzt nötig ist,
weswegen ich dir das alles sage:

Behandle sie richtig!

Bei Goll war sie wie im Himmel,
und mit dem war nicht zu scherzen.

Sie sagte, sie habe noch nie geliebt.

Geschworen hat sie.

Beim Grab ihrer Mutter hat sie geschworen.
- Sie hat ihre Mutter nicht gekannt,

geschweige ihr Grab.
Ihre Mutter hat gar kein Grab.

Schwarz!

Schwarz!
(Dr. Schön klopft an der Tür)

Sie haben ihm alles gesagt?
- Natürlich.

Ich habe dir gesagt, dass ich's tun würde.
- Hoffentlich ist er Ihnen dafür dankbar.

Und wirft Ihnen nicht
sein ganzes Glück vor die Füße.

Schwarz, mach auf! - Er wird schon
aufmachen, wenn er sich ausgeweint hat.

Dabei hat er alles, was ein Mensch
sich nur erträumen kann.

(Telefon klingelt)

Er hatte schon immer Mordgedanken.
- Dieser Narr!

Ihr Narr, Herr Schön. - Reden Sie nicht.
Sie würden gern mit ihm tauschen.

Alwa. Die Redaktion sucht Sie dringend,
in Paris ist Revolution ausgebrochen.

(Schuss)

Ich muss mich umziehen.

(Peitsche knallt)

Wenn meine Peitsche knallt,
steht rings die Kreatur.

Ich bleibe kalt.
Der Mensch bleibt kalt.

(Tigergebrüll vom Plattenspieler,
Peitschenknallen)

Sie sehen den Tiger,
der gewohnheitsmäßig,

was in den Sprung ihm läuft,
hinunterschlingt.

Ich wage es,
ihm den Rachen aufzureißen.

Dieses Raubtier wagt nicht zuzubeißen.

So schön es ist,
so wild und bunt gefleckt,

vor meinem Schädel
hat das Tier Respekt.

Hepp, hepp, hepp!

Hepp!

Der Mensch bleibt kalt.
Ich bleibe kalt.

Sie hätten ohne Weiteres den ganzen
Abend alleine bestreiten können.

Aber er traut es Ihnen nicht zu.
- Sieht er mich heute?

Ich weiß nicht, ob er im Theater ist. - Seine
Braut nimmt ihn wohl sehr in Anspruch.

Spekulationen.
Er gönnt sich keine Ruhe.

Nun, eben sprechen wir von dir.
- Ich dachte schon, Sie kämen gar nicht.

Du siehst, dass ich Recht hatte.
Es waren kaum mehr Plätze zu haben.

Du musst dich mehr an der Rampe halten.
- Ich muss mich erst an das Licht gewöhnen.

Sie hielt sich strikt an meine Anweisungen.
- Du musst deine Darsteller besser ausnutzen.

Du verstehst dich noch nicht genug
auf die Technik. Als was kommst du jetzt?

Als Blumenmädchen. - Wie sinnig.
Mehr ist dir zu ihrer Figur nicht eingefallen?

Das Publikum sieht nicht danach aus,
als ob es sich langweilte. - Natürlich.

Weil ich die Presse sechs Monate lang
auf ihren Erfolg vorbereitet habe.

War der Prinz da?
- Es war niemand hier.

Auf den Erfolg!

Sehen wir uns noch?
- Bist du allein?

Mit Bekannten.
- Wir sind um zwölf bei Peters.

Vielleicht.

Denk daran:
Der Abend ist wichtig für deine Zukunft.

Meine Zukunft... reicht bis zum
nächsten Mann, den er mir aussucht.

Immerhin sucht er diesmal schon ein Jahr
und verzögert dadurch seine eigene Heirat,

dass man glauben möchte,
er will gar nicht mehr. Sie trinken zu viel!

Er soll an meinen Erfolg
glauben lernen!

Ach, ich schwitze
wie ein Schweinebraten!

Jetzt kannst du mal sehen, Rodrigo,
wie die sich verkauft.

Dafür ist sie die große Nummer
und kriegt die große Gage.

Ja, du bist die erste Nummer
und bekommst die kleine Gage.

Du hättest deine Tiger nicht verkaufen sollen,
die hätten sich schon an dich gewöhnt.

Nur ich habe mich vielleicht
an die Falschen gewöhnt.

Aber der Dame stellst du mich vor, klar?
- Versprochen ist versprochen.

(Musik setzt ein)

"Salome".
- "Salome", bitte. "Salome".

Die ist verrückt geworden!

(Musik aus "Salome")

Sie tanzt nur für ihn.
Das gibt einen Skandal!

Den Vorhang, los!
- Ruhe!

Es ist die falsche Nummer und das falsche
Kostüm! - Ja, deswegen zieht sie's ja aus.

Licht aus! Drehen Sie ab!

Süß!

(Zuschauer applaudieren)

Lulu, mein Herz! Darf ich dir meinen Freund
Rodrigo Quast vorstellen?

Versprochen ist versprochen!

Ach, lass mich!
- Was zum Teufel...

Haben Sie ihn gesehen?
- Wen gesehen? - Mit seiner Braut.

Den Scherz hättest du dir
ersparen können!

Diese Unverschämtheit!
Diese Schamlosigkeit!

Lulu, mein Herz, darf ich dir
meinen Freund... - Hinaus! Hinaus!

Weißt du, was du getan hast?
Kannst du ermessen, was du getan hast?

Den ganzen Umfang
dieser unglaublichen Provokation.

Einen öffentlichen Skandal
wie diesen überlebt niemand!

Eine solche Blamage!
Das ist eine Hinrichtung!

Sie wollten mich demütigen.
Sie ließen mich vor Ihrer Braut tanzen.

Du tanzt vor jedem,
der ein Billett gekauft hat.

Mit wem ich in der Loge sitze,
hat keine Beziehung zu deiner Tätigkeit!

Soll ich Ihnen sagen,
was ich mir dabei dachte?

Ich dachte, Sie würden anschließend
zu mir kommen. - Albernes Geschwätz!

Gefiel's Ihnen nicht?
- Sieh mich nicht so unverschämt an!

Ich weiß, wo der Engel bei dir zu Ende ist
und der Teufel beginnt.

Wenn Sie wüssten, wie Ihre Wut
mich glücklich macht!

In acht Tagen bin ich verheiratet! - Sie
haben mich gedemütigt, weil Sie dachten,

Sie könnten sich dann eher über mich
hinwegsetzen. Aber Sie haben sich

nur selber weh getan. Ich sehe es Ihnen an.
Sie sind schon fast am Ende Ihrer Fassung!

Willst du, dass ich mich an dir vergreife?
- Ja!

Was muss ich noch sagen,
dass Sie es tun? Schlagen Sie mich!

Schlagen Sie mich an die Beine!
Wo haben Sie Ihre Reitpeitsche?

Heiraten Sie das Mädchen.
Dann tanzt sie in ihrem Jammer

vor meinen Augen
statt ich vor ihren.

Denn Sie wissen genauso gut wie ich,
dass Sie zu schwach sind,

um sich von mir loszureißen.

Mir tut dieser Augenblick wohl.
Ich kann gar nicht sagen, wie.

Schreiben Sie ihr:

"Mein gnädiges Fräulein.

Ich bin Ihrer Liebe unwürdig.

Seit drei Jahren
versuche ich mich loszureißen.

Ich habe die Kraft nicht.

Ich schreibe Ihnen
an der Seite der Frau,

die mich..."

(Krähen schreien)

Wo ist meine Frau?
- Die gnädige Frau schläft noch,

nehme ich an.
- So, nehmen Sie an?

Als ich gestern Nacht nach Hause kam,
sah ich Licht hier drin.

Ich räume das sofort weg.
- Ich hörte Stimmen, Lärm, Gelächter.

Wer war denn hier?
- Viele Herrschaften.

Was sind wir doch
für ein gastliches Haus.

Als ich hinaufkam, alles leer.

Die Gäste verdrückten sich
durch die Hintertür.

Sie werden die Hintertür abschließen!

Sehr wohl, Herr Doktor.

Meine Frau.
Die Freude meines Alters.

Man sollte es nicht glauben,
wenn man sie so sieht.

Mein Haus ist ein Augiasstall.

Kein Winkel mehr sauber.

Bist du's?
- Ja, leider. Ich bin's.

Ausgeschlafen, Madame?
- Mhm.

Gib mir einen Kuss!

Verschlafen.
Sehr spät geworden.

Wie geht es Ihrer Gnaden,
der Gräfin Geschwitz?

Oder wer sonst hat deine Gunst?
- Bist du schlecht gelaunt?

Du stellst immer zu hohe Anforderungen
an legitime Verhältnisse.

Du solltest dich mehr um mich kümmern.
- Ich bin nicht der Mann einer Hure!

Ich bin nicht der Nebenbuhler
meines Chauffeurs! - Du bist mein Mann.

Und ich bin ganz dein Geschöpf. - Ich
verlange von dir nichts als die Achtung,

die mir in meinem Haus
jeder Dienstbote zollt!

Es ist Donnerstag heute.
Musst du nicht auf die Börse?

(Flotte Musik vom Plattenspieler)

Wann kommst du nach Hause?

(schaltet den Plattenspieler aus)

Vielleicht früher als sonst.
Und durch die Hintertür.

Guten Tag, Herr Doktor Schön.
- Herr Doktor!

Guten Tag, Herr Doktor!
- Guten Tag.

(flüstern) Das ist der Doktor Schön.
- Das ist...

Gräfin!

Ja? - Ich muss Ihnen verbieten,
sich weiterhin meiner Frau zu widmen.

Ich habe Ihre Frau seit Wochen
nicht zu Gesicht bekommen. - Verzeihung.

Bitte, Herr Doktor.
- Danke.

(Hundegebell)

Wer wohnt denn hier eigentlich?
- Hier wohnen wir. Jeden Börsentag.

Jour fixe sozusagen.
- Wo führt denn das hin?

Sie werden mich von der Schule werfen. - Du
warst doch auf keiner vernünftigen Schule.

In diesem Haus hat sich schon mancher
die ersten Sporen verdient.

Nur keine Schüchternheit. - Wenn ich
nur wüsste, was ich ihr sagen soll.

Das weiß sie selber am besten.

Aber Kinder, Kinder! Ich erwarte Besuch.
Wer ist denn das?

Das ist der Junge aus dem Café Nachtlicht.
- Er hat hübsche Augen, sagtest du.

Sie sind in eine nette Gesellschaft geraten.
- Sie sehen bezaubernd aus!

Er ist etwas verwirrt,
aber ich erwarte wirklich Besuch.

Erwartest du den Prinzen Escerny?
- Gott bewahre!

Er hat sie ursprünglich heiraten wollen. Du
hast sie auch ursprünglich heiraten wollen.

Ja, ich habe sie ursprünglich heiraten wollen.
Alle haben sie ursprünglich heiraten wollen!

Ich auch. Aber sie hat es
keinen bereuen lassen,

dass er sie nicht
ursprünglich geheiratet hat.

Ach? Sie ist also nicht deine Tochter?
- Fällt mir gar nicht ein.

Wie heißt denn ihr Vater?
- Sie hat nie einen gehabt.

Was habe ich nie gehabt?
- Einen Vater. (Türklingel)

Ja, gewiss.
Ich bin ein Wunderkind.

Hast du hinten zugeschlossen?
- Ist er denn nicht auf der Börse?

Doch, aber er leidet
an Verfolgungswahn.

Wie sind Sie denn mit Ihrem Vater
zufrieden? - Herr Doktor Schön.

Verdammt, wohin?
- Raus aus dem Affenkasten!

Komm, geh da hinein.

Sie können servieren.

Du frühstückst doch mit mir?
- Sehr gerne.

Immer noch der. Diese Nachtjacke...

Wie findest du mich?

Sollte ich dir das nicht lieber verschweigen?
- Ich meine ja nur mein Kleid.

Deine Schneiderin kennt dich offenbar besser,
als ich mir erlauben darf, dich zu kennen.

Als ich mich heute früh im Spiegel sah,
hätte ich ein Mann sein wollen. Mein Mann.

Ich bin auch nur
aus Fleisch und Blut,

und wenn wir nicht wie Geschwister
nebeneinander aufgewachsen wären...

Deshalb gebe ich mich auch
nur dir ganz und ohne Rückhalt.

Von dir habe ich nichts zu befürchten.
- Ich versichere dir, es gibt Augenblicke,

wo man gewärtig sein muss,
sein ganzes Inneres einstürzen zu sehen.

(Lulu) Was sind das für Augenblicke?

Diese Hand...

Was findest du daran?
- Einen Arm.

Was findest du daran?
- Einen Körper.

Was findest du daran?
- Mignon...

Sieh mich nicht so an, um Gottes willen.
Geh lieber, ehe es zu spät ist.

Du bist ein verworfener Mensch. - Ich weiß,
ich bin der niederträchtigste Schurke.

Das sehe ich.
- Ich habe kein Ehrgefühl, keinen Stolz.

Mein eigener Sohn...

Liebst du mich denn?

Liebst du mich, Mignon?
- Ich?

Keine Seele.

Ich liebe dich.

Ich habe deine Mutter vergiftet.

Ratten!

Ratten in meinem Haus!

Geh bitte! Geh!

Du Kreatur, die mich
durch den Dreck schleift!

Warum hast du mich nicht
besser erzogen? - Du Würgeengel!

Du Freude meines Alters!
- Willst du mich umbringen?

Du haftest mir wie eine unheilbare
Seuche an! Aber nun ist Schluss!

Du leidest an Verfolgungswahn!
- Da! Brich nicht in die Knie! Tu's selbst!

Du kannst dich scheiden lassen.
- Hast du dich scheiden lassen?

Lässt man sich scheiden, wenn zwei
Menschen ineinander gewachsen sind

und der halbe Mensch mitgeht?
Es ist mit uns beiden aus! Nimm!

Ich will leben!

Du bist verrückt!
Du hast meine ganze Jugend gehabt!

Ich habe nie im Leben etwas anderes
scheinen wollen, als ich bin!

Du entkommst mir nicht mehr!
- Man muss 16 sein, um sich umzubringen!

Dann gib her! Dann will ich dir auch noch
diese Mühe abnehmen! - Nein! Ich will nicht!

Nein! Hilfe! Wahnsinniger!

Hilfe!

(Mehrere Schüsse)

Sie ist unschuldig,
er wollte sie erschießen!

Vater! Um Gottes willen!

Du bist es...

Lass sie nicht entkommen.
Du bist der Nächste!

Der Teufel!

Ich glaubte, du wärst es.

Sie werden mich
von der Schule werfen.

Da, die Mauer.

Sechs Meter hoch.

Rings um den Hof.

Irgendwo in einem
von den Vogelkäfigen da.

(Glocke läutet)

Die Glocke der Gefängniskirche.

Dort wird jetzt Messe gelesen.
Tag und Nacht.

Wegen der Epidemie.
Das ist die neue Lage.

Vielleicht bläst sie eben jetzt ihren
letzten Atem durch die Backen...

Seien Sie still!

Ein Dutzend Abgänge
haben die hier jeden Tag.

Großkontrakt mit dem Leichenbestatter.

Also, sagen Sie schon was!

Also noch mal 20.000. Dann bringe ich ihr
die Pillen. Wenn sie die schluckt,

kriegt sie Fieber und kommt in die Isolier-
baracke. - Sind die Pillen nicht gefährlich?

Ach, nicht die Spur.
- Was? 20.000 für Pillen?

Das Risiko trägt doch sie!
Sie muss noch in die Isolierbaracke.

Na ja, aber bis dahin:
Gefängniswärter, Krankenpfleger,

Einsarger, Leichenwäscher, Kutscher.
Na, und wo bleibe ich?

Aber für Sie alles, verehrte Gräfin.

(Krähen schreien)

Was könnte denn alles passiert sein?
- Vielleicht hat sie plötzlich Angst gekriegt.

Oder man hat die richtige Leiche
zu früh in ihrem Bett gefunden.

Passt mir!
Ach, sehen Sie sich das mal an.

Da Ihr gottseliger Vater nicht meine Figur
bekommen hat, muss ich mich wohl

auf seine hin entwickelt haben. Das
bringt mir zwar ein paar neue Anzüge ein,

aber Sie werden verstehen,
dass mich das traurig stimmen muss.

Das kann ich in Paris gar nicht vorzeigen.
Die Ausländerinnen bekommen

einen schönen Begriff von der deutschen
Kunst. - Hören Sie doch auf zu reden.

Sie verstehen nicht, dass ich mir um meine
Zukunft Sorgen mache? Sie sagen Paris

und denken nur daran, dass ich das Fell Ihrer
hübschen Freundin in Sicherheit bringen soll.

Mit diesem Fell sind Sie bereits
ein reicher Mann geworden. - Reich?

Ich gebe das ganze Geld aus für Karlsbader
Pillen, um das Fett wieder loszuwerden.

Ich habe drei Monate lang Gefängniswärter
gespielt, das Terrain sondiert für die Flucht.

Mir ist kalt.
- Also rasch, rasch, rasch, rasch!

Unter uns gesagt: Ich bin nur wegen
der Gräfin Geschwitz hier geblieben.

Ich habe eine Schwäche
für hohe Abstammung.

(Ein Hund bellt)

Ja, Himmel, Tod und Wolkenbruch!
Das ist doch nicht dieselbe Frau!

Guten Tag, Alfred. - Na, die passt
in keine Nummer und in kein Bett mehr.

Ich kann in allem nichts als ein entsetzliches
Unglück sehen, das dich getroffen hat.

Mach schnell, nur ein paar Kleider.
In zwei Stunden sind wir im Zug.

Komm, bring mich auf mein Zimmer.
- Ich erstatte Anzeige!

Das ist Hochstapelei! So eine
Vogelscheuche! - Halt die Schnauze!

Wie kommst du zum Stadtpelz des seligen
Herrn? - Er war mir so ans Herz gewachsen.

Seit anderthalb Jahren
kein Zimmer,

keine Teppiche,
keine Vorhänge und keine Bilder.

Möchtest du etwas trinken?
- Solange es kein schwarzer Kaffee ist.

Absinth oder Cognac?

Absinth.
Das erinnert an alte Zeiten.

Es ist ganz verstaubt.
Wolltest du es nicht ansehen?

Bin ich noch so? - Mit dem Bild
kannst du es immer noch aufnehmen.

Im Gesicht bin ich
etwas verändert. Aber...

... sonst habe ich nichts verloren.

Man wird so unglaublich nervös
im Gefängnis.

Du sahst schrecklich elend aus,
als du hereinkamst. - Und jetzt?

Komm, gib mir einen Kuss.

In deinen Augen schimmert es wie
der weiße Spiegel in einem tiefen Brunnen.

Komm.

Graut dir vor mir?

Im Gefängnis bekamen wir alle
vier Wochen ein lauwarmes Bad.

Still!
Ich habe deinen Vater erschossen.

Deshalb liebe ich dich
nicht weniger!

Wie ich dich
durch dieses Kleid spüre.

Komm mit mir.
Mit über die Grenze.

Komm mit nach Paris.
Was willst du hier allein?

Wenn wir den Zug verpassen,
ist alles verloren.

Ob die noch gut sind?
Was machst du mit dem Bild?

Ich löse es aus dem Rahmen.
Die Geschwitz möchte es gerne mitnehmen.

Ach, lass es doch.
Komm!

Komm mit mir, bitte.
Zur Erinnerung.

Paris.

Paris.

Paris.

Wieder leben.

Les jeux sont faits.
Rien ne va plus.

Zum Totlachen. Es war wirklich
meine Letzte, ich bin total pleite.

Sie haben noch eine Kette.
- Die reicht gerade noch für die Flucht.

Rien ne va plus.
Nichts geht mehr.

Schöne Hände. - Also, Kunstschützen
regen mich eigentlich mehr auf.

Voriges Jahr trat hier einer auf und immer
wenn er "Bumm" macht, ging's bei mir so...

Warten Sie meine Nummer ab, dann werden
Sie meine große Peitsche kennen lernen.

Pardon.

Mama, du musst dich umziehen.

Hey, Chef.
- Ja?

Ich habe nichts mehr.
Willst du mich haben?

Besten Dank. Einem gesunden Mann
ruinierst du nur das Nervensystem.

Ich setze jetzt gerade ihr letztes Hemd.
Dann ist Schluss, dann hast du alles.

Unser ganzes Vermögen. - Leider nur
die Hälfte. Die andere habt ihr verspielt.

Ich möchte dir deine Därme
um den Hals wickeln. Schwein!

Dem armen Jungen hast du seinen Vater
in den allerschönsten Jahren

vor der Nase weggeschossen. Eigentlich hast
du genug ruiniert. Es wäre Zeit, dass du dich

einem wohltätigen Zweck opferst. Ich lasse
dich der deutschen Polizei übergeben.

Die zahlt unbegreiflicherweise
noch 5.000 auf deinen Kopf.

(Eine Frau kreischt)

Wenn du mich anzeigst, kriegst du's selber
mit der Polizei zu tun, bei diesem Laden.

Das kannst du dir doch gar nicht leisten.
- Das lass meine Sorge sein.

Aber es gibt noch eine Chance.
Du kennst sie. - Die Geschwitz?

Mhm. Ich hab 'ne Schwäche für
das Frauenzimmer, weil sie von Adel ist,

und ein bisschen ehrlich
wird sie dann noch fühlen können.

Sie wird dir Tritte in den Leib geben.
- Sag ihr, ich sei pervers.

Und wenn ich sie dazu kriege?
- Eine Hand wäscht die andere.

Ne, ne. Der Chef will nicht,
dass du das Haus verlässt.

Ich suche dich überall, mein Herz.
Ich brauche notwendig etwas Geld.

Ich habe meiner Geliebten
eine Wohnung gemietet. Was gibt es denn?

Es ist zu grauenhaft!
- Du übernimmst dich, mein Kind!

Du solltest dich ausnahmsweise mal
mit einem Roman zu Bett legen.

Bring mich hier raus! Ich bitte dich!
- Was ist denn passiert?

Rodrigo will mich anzeigen,
weil wir ihm kein Geld mehr geben können.

Ach, der Schweinhund.

Dem besorg ich's.

Besorg es ihm.
Ich bitte dich, besorg es ihm!

Ich werde ihn zu mir locken.
Mein Fenster geht hinaus aufs Wasser.

Ich bringe dir seine Krawatte.
- Bring mir seine Ringe. Zwei oder einen.

Ich werde ihn betrunken machen.

Aber er wird mich vorher umbringen.

Du weichst mir seit langem aus.
- Ich gehe nur, wenn du kommst.

Warum? Du könntest zumindest
den Anstand wahren.

Ich bin gegen dich so anständig
wie gegen jede andere Frau.

Vielleicht hättest du Grund,
mir gegenüber... - Hör auf, ich weiß!

Du hast mich um alles betrogen.
- Ja, ja, ja.

Warum liegt es auch immer an dir,
mich zu retten?

Damals und heute.

Wieso? Wieso heute?

Was könnte ich jetzt noch
für dich tun?

Wenn du Rodrigo erhörst,
lässt er mich laufen.

Du willst mich nur martern.

Du verspielst doch auch alles,
wenn er mich anzeigt.

Tu's doch!

Wie sollte eine solche Ungeheuerlichkeit
dich retten können?

Er will seine Eitelkeit befriedigt sehen.
Das lässt er sich was kosten.

Und nachher?
- Ich könnte fliehen und du kommst nach.

Du hast mir schon so viel versprochen.
Damals im Gefängnis.

Heute in Paris.
- Ich schwör's.

Er würde brutal sein
wie ein Henkersknecht.

Vielleicht gibt es einen Weg.

Da bist du ja, du gemeines Geschöpf.
Wo warst du? - Ich hab dich gesucht, Mama.

Du hast mich gesucht?
Hab ich dich geheißen, mich zu suchen?

Ich flehe Sie an!

Sie flehen mich an?
Was für neue Töne.

Voilà.

Besteigen wir also
das Schafott.

Nochmals dasselbe.

Hau schon ab!
- Er wird gleich kommen.

(Peitsche knallt)

Oh...
Ja, das ist natürlich was ganz anderes!

(Tigergebrüll vom Plattenspieler)

Was ist denn los?
Seid ihr verrückt?

Mensch, ich hab Angst.
- Quatsch! Setz dich auf sein Gesicht!

Was macht ihr denn?

Seid ihr wahnsinnig? Nicht kitzeln!

Hört doch auf! Was macht ihr denn?

Lachen.
- Tja, das war wohl nichts.

Was ist denn das?

Applaus.
- Was ist denn das?

Blut! Blut!

Mama! Mama kann kein Blut sehen!

Polizei!

Los, hauen Sie ab!
- Hey, was ist los?

Mama, wach doch auf!

Raus!

Mama, komm doch zu dir!

Wo sind sie? Wo ist der Maharadscha?

Weg. Alle sind weg.
- Oh, dieses Leben...

Jacques! Emile!

Warum hilft mir denn niemand?

Mensch, komm! - Der Chef...
- Quatsch, die Polizei!

Ich verblute!

Was mach ich denn jetzt?
Abbinden...

Mord! Polizei!

Ich verblute doch!

Hilfe!

Hilfe!

(Chor singt)
Jeder lebt seine Not.

Jeder stirbt seinen Tod.

Wenn die Liebe stirbt,

wenn die Liebe stirbt...

Dieser entsetzliche Londoner Nebel.

Ich träumte gerade von einem Festessen
in den Olympiasälen.

Entenbraten...

Das Tischtuch triefte auf
allen vier Seiten von Champagner.

Nein!

Was nein?
- Ich lasse sie nicht da hinunter.

Ach, was willst du ihr verbieten, du Niete,
wenn du sie selbst nicht ernähren kannst?

Ich werfe jeden Kerl hinaus.
- Wo bleibst du denn, mein Kind?

Ach, du hast dir erst noch
die Haare gebrannt.

Wenn man sich wenigstens
an einen von euch etwas wärmen könnte!

Na ja, der erste Schritt kostet
immer allerhand Ächzen und Stöhnen.

Vor 15 Jahren war das
um kein Haar besser.

Was hast du seitdem gelernt?

Wenn sie acht Tage dabei ist,

halten sie keine
zehn Lokomotiven mehr hier.

Wenn ihr wenigstens nicht meine Kleider
verkauft hättet. - Von dem Geld,

was du von da unten heraufbringst,
da nehme ich nichts.

Ach, dieser Schwachkopf!

Leider habe ich kein Geld bekommen.
Mein Bruder hat mir gar nicht geantwortet.

Jetzt möchten gräfliche Gnaden gerne
ihre Füße unter unseren Tisch strecken.

Ich komme trotzdem nicht mit leeren Händen.
Ich bringe dir etwas. - Was hat sie denn da?

Auf dem Weg hierher hat mir ein Trödler
dafür noch zwölf Shilling geboten,

aber ich habe es nicht übers Herz gebracht,
mich davon zu trennen.

Du kannst es ja verkaufen,
wenn du willst.

Das wagst du Ungeheuer
hierher zu bringen?

Schafft mir das Bild aus den Augen!
Werft es zum Fenster hinaus!

Warum denn? Dieses Bild macht mir
unser ganzes Verhängnis begreifbar.

Alles wird so klar, was wir erlebt haben.
- Man muss es annageln.

Es wird einen ausgezeichneten Eindruck
auf unsere Kundschaft machen.

Du gehst nicht hinunter, so wahr ich lebe!
- Wo willst du hin?

Sie will sich einen Kerl heraufholen.
- Nein! Nein, das nicht! Das darfst du nicht!

Oder ich geh mit dir.
Ich lasse dich nicht allein.

Suchen Sie sich gefälligst
Ihr eigenes Revier, verflucht noch mal!

Ich hoffe, sie hält sich die Person
im Notfall mit Fußtritten vom Leib.

Es ist ein Jammer um sie.

Wenn ich zurückdenke...

Ich tanzte einmal mit ihr auf dem Ball
des spanischen Gesandten.

Rosa Tüll.
Nichts darunter als ein weißes Mieder.

Komm her! Hilf mir da mal!

Mein Vater wandte
kein Auge von uns,

und sie sah während des Walzers
über meine Schulter hinweg nur auf ihn.

Und nachher hat sie ihn erschossen.

Seitdem ist sie selber tot. - Oh,
ich fand sie nachher noch ziemlich munter.

Du lächelst.

Sonderbar, wie der Hunger einem Menschen
die Kraft nimmt, unglücklich zu sein.

Verschwinde! Wenn du mir
die Kunden verjagst, passiert dir was!

Mein Mitleid mit dir ist heute
viel größer als mein eigener Jammer.

(Chor singt)
Wenn die Liebe stirbt,

alles liegt dahin.

Jeder lebt seine Not,

jeder stirbt seinen Tod.

Wenn die Liebe stirbt,

alle Liebe verdirbt...

Sie kommt!

Und wenn er ihr Gemeinheiten zumutet?
- Quatsch! Was kann er ihr noch zumuten?

Wir sind ganz alleine hier.

Kalt.

Hier kann man sich nur
aneinander wärmen.

Schenkst du mir was?
- Jetzt oder nachher?

Wenn du's mir nur zeigst.

Mhm. Komm da hinein.

Mörderhölle!

So ein Verrückter!
Der vertreibt uns die ganze Kundschaft.

Komm, mein Junge. Komm, mein Junge.
Hier kannst du nicht liegen bleiben.

Geh nicht mehr!

(Chor singt)
Alle Liebe wird Leid.

Die Lust trägt ein Dornenkleid...

Schlechte Geschäfte, was?
Wollen Sie mit mir kommen?

Ich gehe stehlen.
Der Nebel ist günstig.

Sie hat mich vom ersten Augenblick an
aus tiefster Seele verabscheut.

Verrücktes Frauenzimmer!

Dieser Mund...
- Wollen Sie?

(Chor singt)
Wer den Teufel erhört...

Wer ist das?
- Meine Schwester.

Sie ist verrückt.
Ich weiß nicht, wie ich sie loswerden soll.

Dieser Mund...

Den hab ich von meiner Mutter geerbt.

Ist sie das?
- Ja.

Sie war eine hohe Adelige.

Wie viel willst du?
Viel hab ich nicht übrig.

Wollen Sie nicht
die ganze Nacht hier bleiben?

Warum...

soll ich die ganze Nacht hier bleiben? Wenn
ich schlafe, kehrt man mir die Taschen um.

Nein. Ich nicht.

Wie viel willst du? - Dann geben Sie
mir einen halben Sovereign.

Nein, das ist zu viel.

Du bist noch nicht lange dabei.
- Heute zum ersten Mal.

Zurück! Zurück!
- Lass sie doch, lass sie doch!

Das ist nicht deine Schwester.
Sie ist in dich verliebt, das arme Tier.

Kommen Sie schon.
Lassen Sie mich nicht so lange betteln.

Ich habe nur ein Zwei-Shilling-Stück.
- Legen Sie es dahin.

Was starren Sie mich auf einmal so an?
- Du hast einen guten Körper.

Kann man das so sehen?
- Ich habe sogar deinen Mund gesehen.

Das ist die letzte Nacht,
die ich mit diesem Volk verbringe.

Ich gehe auch morgen
nach Deutschland zurück.

Meine Mutter wird mir
das Geld schicken.

(Stimme von Lulu)
Nicht, da kann ein Unglück passieren.

Hilfe!

Hilfe!

Mord!

Sie waren da oben?

Gut, was? So ein Mädchen
finden Sie in ganz London nicht.

Dieser Mund...
- Ja, das haben schon viele gesagt. Feuer?

Mord!

Aber ein armseliger Haushalt.
Nicht einmal ein Handtuch.

Hilfe! Hilfe!

Hilfe!

Mord!

Hilfe! Hilfe! Mord!

Hiergeblieben! Weitersingen!

Polizei!

(Trillerpfeife schrillt)

(Alle reden durcheinander) Hier ist es!
- Was soll denn das? Lassen Sie uns doch rein!

Bleiben Sie zurück, bleiben Sie zurück!
- Aber wir wollen doch sehen!

(Chor singt)
Jeder lebt seinen Tod,

jeder stirbt seinen Tod.

Halleluja, Halleluja,

Halleluja, Halleluja,

Halleluja,

Halleluja,

Halleluja...